Mit »Verve« immer auf Augenhöhe

Neue Schach-Computerversion vereint Echtzeit-Action mit mathematischer Eleganz

Längst ist Schach am Computer auf dem Vormarsch. Aber es bleibt weitgehend das klassische Schach. DAVE POTTER, ein IT-Berater und Softwarespezialist aus Toronto (Kanada), hat sich nun eine etwas andere Sicht auf das Geschehen und auch ein anderes Tempo ausgedacht. Zum einen steht man der Gegenseite im Wortsinne auf Augenhöhe gegenüber, also so, als wenn im eigenen Turm- oder im eigenen Bauernkopf Kameras arbeiten. Zum anderen wird eine Art Schnellschach gespielt. ND-Mitarbeiter RENÉ GRALLA sprach mit dem Erfinder von »Verve«, so der Name dieser Action-Chess-Version.

ND: Bei »Verve« soll und kann alles ganz schnell gehen. Es ist quasi Echtzeit gefordert und möglich. Falls ich in eine Mattfalle tappe, das aber merke, bevor der Gegner meinen König gefangen nimmt: Darf ich folglich schnell abhauen, bevor sich die Schlinge zuzieht?
Potter: Sie müssen Ihrem Kontrahenten für die Reaktion 30 Sekunden Zeit lassen; eine Regel, die notwendig ist, damit »Verve« Schach bleibt und nicht zu einem simplen Wettlauf ausartet. Holt aber der andere nicht rechtzeitig zum entscheidenden Schlag aus, sind Sie nach den besagten 30 Sekunden wieder handlungsfähig - und sollten tatsächlich schleunigst das Weite suchen.

Ein Plus für Amateure, die gern mal etwas übersehen. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass »Verve« das Brett nur in einem mehr oder minder großen Ausschnitt zeigt, nämlich abhängig vom Blickfeld der Figuren. Wie wird das ausgerechnet?
Ihre Truppe sieht alle Felder, die von den jeweiligen Einheiten besetzt werden könnten. Hinzu kommen bestimmte angrenzende Positionen. »Verve« soll zu keinem allgemeinen Rätselraten führen, sondern spielbar bleiben.

Nehmen wir einen Läufer. Im Abstand von bloß drei Diagonalschritten baut sich drohend eine feindliche Dame auf ...
... und die versperrt Ihrem Mann die Sicht auf das Areal hinter der angreifenden Königin. Das Computerdisplay bildet die betreffenden Abschnitte als trügerisch leere Zonen ab.

Bekannt und gefürchtet ist die Schach-Blindheit: Ich starre auf das Brett, vordergründig habe ich alle Informationen, und trotzdem schicke ich einen Offizier ausgerechnet auf den einen Punkt, wo der Unglückliche einkassiert wird. Ihr Spiel ist noch schwerer, manche Regionen hüllen sich in Nebel.
Ja, das ist eben die neue Herausforderung. Die ist aber auch typisch für Bridge. Aber gerade der Erfolg von Bridge beweist, dass Spieler an solchen Herausforderungen wachsen - und das dann auch lieben: den Reiz am Verbergen und Entdecken, am Täuschen und Überraschen.

Fürchten Sie nicht, dass grobe Fehler im Handgemenge überhand nehmen?
Nein. Obwohl Ihnen nicht der gesamte Aufmarsch des Gegners optisch präsentiert wird, können Sie doch mit Logik und Wahrscheinlichkeit herausfinden, wie und wo Sie ihn zu fassen kriegen.

Wieviel Entwicklungsarbeit steckt in der Version?
Eine neue Klasse von Echtzeit-Spielen hat mich schon immer gereizt. Seit 25 Jahren ist das Konzept Schritt für Schritt in meinem Kopf gewachsen. Aber erst vor ungefähr drei Jahren habe ich ernsthaft mit dem Programmieren begonnen

Und damit wollen Sie den Kick von Echtzeit-Duellen am PC mit der mathematischen Eleganz und dem kulturellen Wert vom Schach zusammen bringen?
Genau das ist es, was mich inspiriert hat. Zielgruppe sind weniger die ernsthaften Schachspieler als vielmehr solche Liebhaber, die Spaß haben an Varianten. Außerdem hat »Verve« das Potenzial, Menschen für Schach zu begeistern, die zuvor allein auf PC-Spiele fixiert gewesen sind.

Wieso der Name »Verve«?
Das soll eine Geisteshaltung ausdrücken, die Wagemut und Kühnheit in sich vereinigt.

Wo finde ich Partner für eine Partie?
Auf meiner Website. Das kostet nichts, weil das Projekt seine endgültige Form noch nicht gefunden hat.

Das normale Schach hat ein PR-Problem: Nur Fachleute bekommen die Dramatik richtig mit. Wird Ihre PC-Version vielleicht der Weg, auf dem auch der Laie begreift, dass jede Partie eigentlich ein Actionfilm ist?
Ich denke, dass »Verve« viel besser ist als Kino. Nur so richtig Zeit für Chips bleibt nicht.

www.vervechess.comND: Bei »Verve« soll und kann alles ganz schnell gehen. Es ist quasi Echtzeit gefordert und möglich. Falls ich in eine Mattfalle tappe, das aber merke, bevor der Gegner meinen König gefangen nimmt: Darf ich folglich schnell abhauen, bevor sich die Schlinge zuzieht?
Potter: Sie müssen Ihrem Kontrahenten für die Reaktion 30 Sekunden Zeit lassen; eine Regel, die notwendig ist, damit »Verve« Schach bleibt und nicht zu einem simplen Wettlauf ausartet. Holt aber der andere nicht rechtzeitig zum entscheidenden Schlag aus, sind Sie nach den besagten 30 Sekunden wieder handlungsfähig - und sollten tatsächlich schleunigst das Weite suchen.

Ein Plus für Amateure, die gern mal etwas übersehen. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass »Verve« das Brett nur in einem mehr oder minder großen Ausschnitt zeigt, nämlich abhängig vom Blickfeld der Figuren. Wie wird das ausgerechnet?
Ihre Truppe sieht alle Felder, die von den jeweiligen Einheiten besetzt werden könnten. Hinzu kommen bestimmte angrenzende Positionen. »Verve« soll zu keinem allgemeinen Rätselraten führen, sondern spielbar bleiben.

Nehmen wir einen Läufer. Im Abstand von bloß drei Diagonalschritten baut sich drohend eine feindliche Dame auf ...
... und die versperrt Ihrem Mann die Sicht auf das Areal hinter der angreifenden Königin. Das Computerdisplay bildet die betreffenden Abschnitte als trügerisch leere Zonen ab.

Bekannt und gefürchtet ist die Schach-Blindheit: Ich starre auf das Brett, vordergründig habe ich alle Informationen, und trotzdem schicke ich einen Offizier ausgerechnet auf den einen Punkt, wo der Unglückliche einkassiert wird. Ihr Spiel ist noch schwerer, manche Regionen hüllen sich in Nebel.
Ja, das ist eben die neue Herausforderung. Die ist aber auch typisch für Bridge. Aber gerade der Erfolg von Bridge beweist, dass Spieler an solchen Herausforderungen wachsen - und das dann auch lieben: den Reiz am Verbergen und Entdecken, am Täuschen und Überraschen.

Fürchten Sie nicht, dass grobe Fehler im Handgemenge überhand nehmen?
Nein. Obwohl Ihnen nicht der gesamte Aufmarsch des Gegners optisch präsentiert wird, können Sie doch mit Logik und Wahrscheinlichkeit herausfinden, wie und wo Sie ihn zu fassen kriegen.

Wieviel Entwicklungsarbeit steckt in der Version?
Eine neue Klasse von Echtzeit-Spielen hat mich schon immer gereizt. Seit 25 Jahren ist das Konzept Schritt für Schritt in meinem Kopf gewachsen. Aber erst vor ungefähr drei Jahren habe ich ernsthaft mit dem Programmieren begonnen

Und damit wollen Sie den Kick von Echtzeit-Duellen am PC mit der mathematischen Eleganz und dem kulturellen Wert vom Schach zusammen bringen?
Genau das ist es, was mich inspiriert hat. Zielgruppe sind weniger die ernsthaften Schachspieler als vielmehr solche Liebhaber, die Spaß haben an Varianten. Außerdem hat »Verve« das Potenzial, Menschen für Schach zu begeistern, die zuvor allein auf PC-Spiele fixiert gewesen sind.

Wieso der Name »Verve«?
Das soll eine Geisteshaltung ausdrücken, die Wagemut und Kühnheit in sich vereinigt.

Wo finde ich Partner für eine Partie?
Auf meiner Website. Das kostet nichts, weil das Projekt seine endgültige Form noch nicht gefunden hat.

Das normale Schach hat ein PR-Problem: Nur Fachleute bekommen die Dramatik richtig mit. Wird Ihre PC-Version vielleicht der Weg, auf dem auch der Laie begreift, dass jede Partie eigentlich ein Actionfilm ist?
Ich denke, dass »Verve« viel besser ist als Kino. Nur so richtig Zeit für Chips bleibt nicht.

www.vervechess.com

Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.