Thomas Rupprath und die Mahn-Aktion

Seine neue Trainerin Caren Mahn sieht sich als »alte DDR-Schule«

Im deutschen Schwimmer-Lager ist derzeit Bewegung. Neue Namen beleben die Szene. Neue Namen, die eigentlich alte sind. So wie der des unlängst beim Berliner Weltcup präsentierten DSV-Cheftrainers Örjan Madsen. Der 59-jährige Norweger, einst selbst im Becken aktiv, Olympia-Starter 1968 und sogar sportlicher Kontrahent von Vorgänger Ralf Beckmann, war schon in den 70ern nach Deutschland gekommen und betreute dann als Trainer in Bonn zum Beispiel den heutigen NOK-Präsidenten Klaus Steinbach. Später war er bis Anfang der 90er für mehrere deutsche Spitzenschwimmer in Hamburg verantwortlich.

Drei Mal Gold in Moskau
Für den aktuellen Star der DSV-Männer, den 28-jährigen Thomas Rupprath, ist jetzt eine Frau zuständig, die ebenfalls neu ist. Zumindest in der ersten Reihe der hiesigen Trainer-Garde. Den Namen Caren Mahn haben selbst Insider bisher kaum gehört, den Geburtsnamen der 42-jährigen freilich schon. Als Caren Metschuck trug sich die jetzige Lehrerin (Sport/Biologie) bei Olympia 1980 in Moskau gleich dreimal in die Gold-Statistik der Schwimmer ein. Inzwischen ist sie Landestrainerin in Rostock und seit einigen Wochen eben auch die von Thomas Rupprath, der zwar für einen Hannoveraner Verein startet, aber seit Jahren mit Familie an der Ostseeküste lebt und dort auch seine meisten Übungseinheiten absolviert. Erst recht, seitdem sein bisheriger Coach Frank Lamodke sich wegen seines Studiums nur noch reduziert um den Schützling kümmern konnte.
Rupprath machte aus der Not eine Tugend, und so wurde aus der als Kurzzeit-Aushilfe gedachten Ersatzfrau ein Dauerengagement. Das brachte Caren Mahn nach Jahren der Arbeit im Hintergrund das Interesse der Öffentlichkeit. »Alte DDR-Schule«, hieß es. Sie bedient für die Skeptiker einige Klischees, ist kräftig gebaut, hat eine ebensolche Stimme. »Ja, ich bin alte DDR-Schule, aber im positiven Sinne«, sagt sie. »Mein Motto lautet "Wenn schon, denn schon", für halbe Sachen bin ich nicht zu haben.« Konsequenz, klare Ziele, harte Trainingsarbeit. Ein Programm, das für Rupprath, dessen größte Erfolge bisher der Kurzbahn oder nichtolympischen Strecken vorbehalten blieben, gewöhnungsbedürftig war. »Das Training hat viel Spaß gemacht, aber es war auch sehr, sehr hart«, bilanzierte er nach einigen Wochen gemeinsamer Arbeit vor dem Berliner Weltcup.
Nach Caren Mahn und dem Zustandekommen der Kooperation befragt, fasst sich Rupprath kurz. »Ich wusste, dass sie aus dem Osten kommt und eine erfolgreiche Athletin war. Viel mehr nicht.« Sein Zwischenfazit klingt zuversichtlich: »Bis jetzt passt alles sehr gut. Ich habe bei ihr Sachen trainiert, die ich sehr lange nicht gemacht habe. Ich bin gespannt, was da noch alles möglich ist.«
Das ist die Trainerin auch. Ruppraths »Antrag« hatte sie keineswegs euphorisch, sondern eher norddeutsch nüchtern angenommen. »Wir könnens ja mal versuchen«, lautete die Antwort, nachdem man die jeweiligen Vorstellungen miteinander abgeglichen hatte. »Etwas schaffen kann man nur gemeinsam, und das muss man wollen. Ohne dieses Wollen geht gar nichts.« Das sei übrigens bei jedem ihrer Schützlinge so. Bei Rupprath wie bei den 30 »Jungschen«, die sie als Landestrainerin betreut.

»Ich weiß, was ich kann«
Die neue Herausforderung schreckt die resolute Mutter der 16-jährigen Antje (im Vorjahr Gold und Silber bei der Junioren-EM) nicht. »Ich weiß, was ich kann und muss mein Licht nicht unter den Scheffel stellen. In einer Sportler-Trainer-Beziehung haben beide Seiten eine Bringepflicht.« Sich selbst beschreibt Caren Mahn als eine, »für die das Attribut "harte Schule" nicht ganz falsch ist«. Und fügt an: »Ich kann mich durchsetzen, bin konsequent und wohl auch nicht der große Spaßvogel - zumindest nicht am Beckenrand.« Was die Tochter sofort mit einem »Stimmt!« bestätigt.
Mahn will mit Rupprath bei Grundlagenausdauer und Kraft Schwerpunkte setzen und aufpassen, dass er »technisch nicht verliert«. Sie hat ihm »knallhart gesagt, dass er bei Olympia in Peking nichts reißen wird, wenn er weiter so trainiert wie im vergangenen Jahr«. Sie will Thomas Rupprath auf dem Weg zu einer olympischen Medaille wegbringen vom Kurzbahn-Image. »Wir sind beide seh...

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