Moussaoui droht Todesstrafe
Prozess gegen ominösen »20. Entführer« des 11. September 2001
Der Prozess gegen Zacarias Moussaoui, den angeblichen Mitverschwörer bei den Terroranschlägen am 11. September 2001, ist am Montag (Ortszeit) in Alexandria im USA-Bundesstaat Virginia mit der Auswahl der Geschworenen eröffnet worden.
Nachdem das Gericht zwölf Jury-Mitglieder und fünf Ersatzkandidaten ausgewählt hatte, kam der Beschluss, dem 37-jährigen Franzosen marokkanischer Herkunft die Selbstverteidigung zu untersagen und ihm Pflichtanwälte zur Seite zu stellen. Im Anschluss brachten Staatsanwaltschaft und Verteidigung erste Erklärungen vor.
Robert Spencer forderte im Auftrag des Staates die Todesstrafe für Moussaoui, der als Mitwisser der »9/11-Verschwörung« bei den Anschlägen »die Opfer mit ebensolcher Sicherheit tötete, als hätte er im Cockpit eines jener Flugzeuge gesessen«. Hätte der Franzose, der drei Wochen vor den Anschlägen wegen Verstoßes gegen das Immigrationsgesetz festgenommen worden war, der Bundespolizei FBI von den Al-Qaida-Plänen erzählt, wären fast 3000 Menschenleben gerettet worden, so die Argumentation der Anklage.
Moussaouis Beitrag zu den Anschlägen habe, obwohl er zum Zeitpunkt ihrer Ausführung hinter Gittern saß, »letztendlich darin bestanden zu lügen, um seinen Al-Qaida-Brüdern das Weitermachen zu ermöglichen«, erklärte Spencer. Der Pflichtanwalt des Angeklagten, Edward MacMahon, entgegnete, die Washingtoner Regierung hätte selbst im Fall einer Warnung durch Moussaoui kaum reagiert. MacMahon zitierte dabei aus einem Bericht der offiziellen 9/11-Regierungskommission, der zufolge der Regierung zahlreiche Hinweise auf einen oder mehrere geplante Al-Qaida-Anschläge innerhalb der USA vorlagen. An die Geschworenen gewandt, warnte MacMahon, Moussaoui als »Rache für 9/11« oder als »Ersatz für Osama bin Laden« zu verurteilen.
Einigkeit besteht auf beiden Seiten über eine Al-Qaida-Mitgliedschaft Moussaouis. Im April letzten Jahres hatte er sich schuldig bekannt, Teil einer terroristischen Verschwörung gewesen, in Afghanistan unter der Führung Osama bin Ladens zu Anschlägen ausgebildet und in die USA gekommen zu sein, um Anschläge auszuführen - doch nicht für den 11. September 2001. Vielmehr habe er den blinden Scheich Omar Abdul Rahman freipressen und im Falle einer ablehnenden Haltung der Regierung eine Boeing 747 in das Weiße Haus steuern wollen. Er sei Teil einer anderen Verschwörung gewesen, so Moussaoui damals.
In dem Prozess, der voraussichtlich mehrere Monate dauern wird, geht es wegen des früheren Schuldeingeständnisses nur noch um die Entscheidung, ob der Angeklagte zu lebenslanger Haft oder zum Tode verurteilt wird. Entgegen Moussaouis Willen will die Verteidigung nachweisen, dass er wegen Unzurechnungsfähigkeit nicht die Todesstrafe verdient habe. Ein Psychologe soll belegen, dass Moussaouis Schimpforgien vor Gericht im vorigen Jahr Teil einer Geisteskrankheit seien, die mit rassistischen Erfahrungen als Jugendlicher in Frankreich begonnen hätte. Die Staatsanwaltschaft hat dagegen vor, mehr als 40 Angehörige von am 11. September 2001 Getöteten vor Gericht als Zeugen zu laden.
In mehreren USA-Städten konnten Angehörige die Prozesseröffnung bei gerichtsinternen Bildschirmübertragungen live mitverfolgen. Moussaouis tatsächliche Rolle beziehungsweise Mitwisserschaft bei den 9/11-Anschlägen bleibt USA-Medien zufolge den Ermittlern ein Rätsel. Laut der offiziellen Untersuchungskommission könnte der Franzose »ein potenzieller Ersatzpilot« gewesen sein, der nach seiner Festnahme ausfiel. Weiterhin wurde spekuliert, dass er möglicherweise für eine » zweite Welle« von Anschlägen vorgesehen war. Al Qaida habe 50 000 Dol...
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