Bayerische Basketballer

1:4 in Mailand: München muss sich aufs Nationale konzentrieren

  • Matthias Koch, Mailand
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.
Eigentlich sollte es für Roy Makaay eine Torte und eine Flasche Champagner geben. Das Pech des Niederländers in Diensten von Bayern München war nur, dass sein 31. Geburtstag genau auf den Tag nach der 1:4-Niederlage des deutschen Rekordmeisters beim AC Mailand fiel. So gab es für den zur Pause ohnehin ausgewechselten Stürmer auf dem Bankett der Münchner im Visconti Palace Grand Hotel in der Nacht zum Donnerstag nur einen eiskalten Händedruck und ein kleines Geschenk von Karl-Heinz Rummenigge. Die Geste bedurfte keiner Worte. Dem Vorstandsvorsitzenden der Bayern war nicht nach Feiern zumute.
Wie schon unmittelbar nach der Partie im mit 78 577 Zuschauern ausverkauften Giuseppe-Meazza-Stadion beschönigte Rummenigge das Ausscheiden im Achtelfinale der Champions League nicht: »Was wir hier erlebt haben, war ohne Zweifel ein Debakel, eine Blamage. Wir wurden vom AC Milan vorgeführt.« Rummenigge kritisierte vor allem die erste halbe Stunde, in der die Mannschaft nach Toren von Filippo Inzaghi und Andrej Schewtschenko schnell mit 0:2 in Rückstand geriet. Bayern-Manager Dieter Hoeneß meinte gar, die Mannschaft habe »körperlos wie Basketballer« gespielt .
Die 8000 Bayern-Fans bemerkten rasch, dass mit ihrer Mannschaft nichts los war. »Wir wollen Euch kämpfen sehen« skandierten sie bereits nach 22 Minuten. Doch spätestens nach dem 3:1 kurz nach dem Wechsel durch den Doppeltorschützen Inzahgi waren die Bayern nur noch Zaungäste auf der rauschenden Feier der sangesfreudigen Milan-Fans.
Während die Bayern-Stars das laue Vereinsbankett eine Stunde nach Mitternacht verließen, liefen in den italienischen Druckereien schon die ersten Zeitungen vom Band. »Grande Milan« titelte die Corriere dello Sport. Tuttosport sprach von »Inzaghis Supershow«. Die Bibel der italienischen Sportzeitungen, die Gazetta dello Sport, schrieb von »kaputten Bayern.«
Am meisten wütend bei den Münchnern wirkte traditionell Oliver Kahn. Der verließ wortlos so schnell die »Hölle San Siro«, dass er eigentlich gar nicht geduscht haben kann. Der deutsche Nationaltorhüter weiß genau, dass er wegen seines Alters nicht mehr oft die Champions League gewinnen kann. Klar, dass er deshalb die schwache Leistung seiner Vorderleute nicht akzeptieren wollte.
Zu den Enttäuschungen zählten wie beim 1:4 gegen die italienische Nationalelf auch die Mittelfeldakteure Michael Ballack und Sebastian Deisler. »Spieler, die nichts mehr leisten wollen, können gehen«, meinte Vorstand Rummenigge. Den Namen Ballack sprach er in diesem Zusammenhang nicht aus. Doch die Kritik an dem wechselwilligen Star wächst wohl auch intern. Dem FC Bayern bleiben selbst mit Ballack nur die nationalen Wettbewerbe. In der Meisterschaft beträgt der Vorsprung acht Punkte. Im DFB-Pokal-Halbfinale geht die Reise zu St. Pauli. Eine Abstufung seiner Mannschaft in die dritte Reihe des europäischen Fußballs wollte Bayern-Coach Felix Magath nicht hinnehmen. »Ich spreche doch Real Madrid, Chelsea London und FC Liverpool auch nicht die internationale Klasse ab, nur weil sie bereits in der Champions League ausgeschieden sind.«

AC Mailand: Dida - Stam, Kaladse, Nesta, Serginho - Pirlo - Vogel, Seedorf - Kaka (86. Rui Costa) - Schewtschenko (76. Ambrosini), Inzaghi (72. Gilardino).
Bayern München: Kahn - Sagnol, Ismaël, Lucio, Lizarazu (52. Zé Roberto) - Demichelis - Deisler (63. Scholl), Ballack, Schweinsteiger - Makaay (46. Guerrero), Pizarro.
Tore: 1:0 Inzaghi (8.), 2:0 Schewtschenko (25.), 2:1 Ismaël (35.), 3:1 Inzaghi (47.), 4:1 Kaka (59.). SR: Iwanow (Russland)....

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