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ARD-Magazin: Auch Nationalspieler in neuen DFB-Manipulations- und Wettskandal verstrickt

  • Michael Müller
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.
Ein »reines Informationsgespräch« zur WM-Vorbereitung sei das gestern Abend im Kanzleramt in Berlin bei Frau Merkel gewesen, hieß es. Zu all dem ein »lange geplantes«, das nur zufällig zusammenfiel mit dem sportlichen, organisatorischen und stimmungsmäßigen Tief der Fußballnationalelf. Also alles »sehr konstruktiv, aber nicht sensationell«, lautete der Tenor der Herren Zwanziger, Beckenbauer, Klinsmann und Bierhoff. Dennoch gab es gestern etwas wirklich Interessantes: Der neue Manipulations- und Wettskandal, von dem sich der Deutsche Fußball-Bund seit ein paar Tagen konfrontiert sieht, reicht offenbar doch bis in die 1. Bundesliga - und sogar in die Nationalmannschaft. So behauptet es jedenfalls das ARD-Magazin Plusminus »laut Insider-Informationen, die der Redaktion vorliegen«, auf seiner Homepage. Berichtet wird von »mehren Bundesligaspielern«, die »mit der Wettmafia zusammenarbeiten«. Einer soll »in der deutschen Nationalmannschaft spielen«. Der Bayerische Rundfunk, der das Magazin produziert, zitiert den Informanten in seinem Internetauftritt: »Ich war persönlich bei so einem Gespräch dabei. Da hat ein Bundesligaspieler gesagt: "Wir werden morgen verlieren". Und dann hat er noch selber 10 000 Euro gegen seine Mannschaft gesetzt. Ich habe das alles mitgehört.« Weiter sprach der Mann von einer »europaweit vernetzten« Manipulations- und Wettmafia. »Ich kenne die alle. Der Hoyzer und der Ante Sapina in Berlin sind da nur kleine Fische.« Laut Informationen des Magazins Stern ermittle die hessische Staatsanwaltschaft gegenwärtig gegen einen inzwischen verhafteten 45-Jährigen aus Bad Dürkheim, der sogar als Kontaktmann nach Asien fungiert haben soll. Vom Deutschen Fußball-Bund lag bis gestern in der Sache keine offizielle Stellungnahme vor. Zu Wort meldete sich lediglich WM-OK-Chef Franz Beckenbauer. Die Verwicklung eines deutschen Nationalspielers könne er sich nicht vorstellen. »Der müsste eigentlich so viel Geld verdienen, um auf solche Wettabenteuer zu verzichten.« Damit legte Beckenbauer allerdings für das Team zumindest moralisch die Hand nicht ins Feuer. Ohnehin wirke so eine Nachricht unabhängig vom Wahrheitsgehalt »zerstörerisch« auf alle deutsche WM-Image-Mühe, meinte er. Der Untersuchung der neuen Vorwürfe angenommen hat sich inzwischen die Staatsanwaltschaft München I. Oberstaatsanwalt Anton Winkler sagte dem TV-Sender N24: »Wir haben in den letzten Tagen von den nun bekannten Manipulationsvorwürfen erfahren. Wir sammeln derzeit Informationen, führen aber noch keine Ermittlung, sondern prüfen erstmal.« Laut Plusminus kenne auch die Münchner Staatsanwaltschaft den Namen des beschuldigten Nationalspielers. Oberstaatsanwalt Winkler wollte ihn gestern auch auf ND-Nachfrage nicht nennen. Zu dem Plusminus-Informanten, der seit Jahren in dem Milieu heimisch sein soll, gebe es laut Winkler noch keinen Kontakt. »Wir gehen davon aus, dass er mit der Staatsanwaltschaft kooperiert.« Bis gestern hatte der DFB der Welt übrigens weismachen wollen, dass ihr am vergangenen Freitag aufgebrochener neuer Manipulations- und Wettskandal nur den Regionalfußball beträfe. Diese Zeitung hatte das stark b...

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