»Ich gehöre zu den Besten, bin aber schlagbar«

Sprintstar Alessandro Petacchi will heute Vorjahres-Triumph bei Mailand-San Remo wiederholen

Für das italienisch-deutsche Team Milram ist das heutige Traditionsrennen von Mailand nach San Remo (294 km) sehr wichtig. »Außerordentlich wichtig«, betont Team-Chef Gianluigi Stanga. »Wir haben zwei Leute im Team, die das Rennen bereits gewonnen haben. Wir haben einen Sponsor, der auch in Italien bekannt werden will. Und wir sind ein neues Team, das seinen Platz unter den Großen erst noch erobern muss. Mailand-San Remo ist ein absoluter Saisonhöhepunkt für uns.«
Die Kastanien für Milram soll vor allem der Italiener Alessandro Petacchi aus dem Feuer holen. Der Titelverteidiger hat sich als der bislang Schnellste in dieser Saison erwiesen (sieben Siege). Bei drei Aufeinandertreffen hat er den anderen Ausnahmeathleten dieses Frühjahrs, den Belgier Tom Boonen (zehn Saisonerfolge, zuletzt drei Siege bei Paris - Nizza), zweimal geschlagen.
Für Erik Zabel, den vierfachen Sieger und zweimaligen Zweiten von Mailand-San Remo bleibt die Rolle des Taktiktüftlers und des Anfahrers für Petacchi. Einzige Ausnahme: Petacchi kommt nicht über den Poggio, den gefürchteten letzten Anstieg, sechs Kilometer vor dem Ziel, oder aber er verspürt keine »guten Beine«. Dann, so bestätigt Stanga, fahren alle im Milram-Team für Zabels Endspurt. Option Nummer eins ist jedoch Petacchi, den ND in Italien traf.

ND: Alessandro, was bedeutet Ihnen Mailand -San Remo?
Petacchi: Es ist ein Traum. Mein Vater hat mich bereits als Jungen mit an die Strecke genommen. Ich war von dem Ambiente sehr fasziniert und freue mich, jetzt zu denen zu gehören, die diesen Kurs bestreiten.

Sie sind der Favorit für dieses Rennen. Wie fühlen Sie sich?
Sehr gut. Der Tirreno Adriatico (der letzte Pro-Tour-Wettkampf vor Mailand-San Remo - d. Red.) hat mir gezeigt, dass ich im Winter gut trainiert habe. Die Ergebnisse waren anfangs zwar enttäuschend; mir hat es vor allem für Erik sehr Leid getan, dass ich ihn in den ersten beiden Tagen nicht zum Sieg führen konnte, aber die vielen Anstiege waren eine gute Vorbereitung. Das Team hat sich weiter verbessert. Und am Ende hat sich unsere Geduld ausgezahlt. Der Sieg am Dienstag auf der letzten Etappe in San Benedetto ist ein gutes Omen für den Samstag. Bereits im letzten Jahr hatte ich beide Rennen gewonnen.

Wen müssen Sie am Samstag am meisten fürchten?
Rivale Nummer eins ist sicherlich Tom Boonen. Gleich dahinter kommen Paolo Bettini, Robbie McEwen und Oscar Freire.

Aber Bettini und McEwen laborieren noch an Sturzverletzungen und Freire musste acht Monate mit mit Training und Wettkampf aussetzen. Das sind doch eher Invaliden?
Aber was für Invaliden! Freire hat sich mit einem Sieg zurückgemeldet.

Sie haben Tom Boonen zweimal in diesem Jahr das Nachsehen gegeben. Sind Sie nun der schnellste Mann der Welt?
Ich habe in den letzten drei Jahren gezeigt, wie schnell ich bin. Ich gehöre zu den Besten, bin aber schlagbar. Der Radrennsport ist eine komplexe Angelegenheit. Es braucht Glück, eigene Stärke und eine gute Mannschaft, um kontinuierlich zu gewinnen.

Erleichtert Sie vielleicht sogar dieses Wissen, nicht unbesiegbar zu sein?
Es bewahrt mich davor, mich zu sicher zu fühlen. Wenn man etwas Angst hat, widmet man den Dingen mehr Aufmerksamkeit und ist bereit, das Letzte aus sich herauszuholen.

Welche Bedeutung hat Ihr Teamkollege Erik Zabel für Sie, besonders im Hinblick auf Mailand-San Remo?
Er ist ein großer Sportler und ein großartiger Mensch. Wir haben uns schon geschätzt, als wir noch Rivalen waren. Jetzt bin ich dankbar, ihn im Team zu haben. Wir verstehen uns gut und sind zusammen stärker. Bei Mailand San Remo kann die ganze Mannschaft von seiner Erfahrung profitieren. Er kennt dieses Rennen am allerbesten. Es ist ein langes und sehr taktisches Rennen. Erik weiß am besten, ...

Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.