Ankunft an der steilen Wand

Neues von der 58. Friedensfahrt: Eine Etappe soll in Meerane enden

Wie viel Zeit braucht man, um ein Radrennen der zweithöchsten internationalen Kategorie zu organisieren - mit 15 Mannschaften à acht Fahrern, mit einem Tross von gut 500 Leuten, verteilt auf 160 Fahrzeuge, die über acht Etappen 1300 Kilometer zurücklegen, durch das Gebiet von drei Ländern? Trödeln darf man jedenfalls nicht, wenn der Starttermin nur noch neun Wochen entfernt ist. Die Zeit wird knapp für die Friedensfahrt-Macher, die ihr Rennen vom 13. bis zum 20. Mai 2006 in den internationalen Radsportkalender eingetragen haben, bisher aber wenig Verbindliches über Fahrerfeld und Streckenführung nach außen dringen ließen. Nun allerdings ist richtig Hoffnung, dass die traditionsreiche Rundfahrt nach der Absage 2005 nun doch ihre 58. Auflage erleben wird. Im Alten Rathaus von Meerane unterzeichneten gestern der neue stellvertretende Tourdirektor, Thomas Barth, und Lothar Ungerer, Bürgermeister der 18 000-Einwohnerstadt im Chemnitzer Land den Sponsorenvertrag, in dem Meerane als Etappenziel der Friedensfahrt 2006 festgeschrieben wird. »Hier soll die sechste von acht Etappen enden«, verkündete Thomas Barth, einst Kapitän der DDR-Friedensfahrtmannschaft, mit sichtlichem Stolz vor der versammelten lokalen Presse. »Am 18. Mai gegen 16 Uhr werden die Fahrer hier ins Ziel kommen.« In Altenberg soll das Friedensfahrt-Teilstück über 165 km gestartet werden. »58. Course de la Paix: Linz - Karlovy Vary - Hannover« stand auf dem Pappaufsteller, den Thomas Barth für den Pressetermin im Heimatmuseum von Meerane präsentierte. Linz statt Lodz - um ihr Entstehungsland Polen macht die unter tschechischer Lizenz veranstaltete Drei-Länder-Fahrt dieses Jahr einen Bogen. Dafür soll sie 2006 erstmals in Österreich gestartet werden. »Leider signalisierten die Polen zu spät ihr Interesse«, sagt Barth. Er wünsche sich aber, dass Polen in Zukunft wieder dazugehöre. Obwohl die Streckenführung erst am 29. März in Hannover bekannt gegeben werden soll, verriet Barth gestern schon ein paar Details. »Eine Etappe in Österreich mit Start in Linz, danach drei Etappenankünfte in Tschechien und vier in Deutschland.« Nach der sechsten Etappe Altenberg - Meerane werde es einen Transfer nach Delitzsch geben, von wo aus das Peloton die Etappe nach Thale fahren wird. Das letzte Teilstück soll aus dem Harz nach Hannover führen. Die 58. Friedensfahrt wird ein flaches Profil haben. Barth spricht von der »leichtesten Friedensfahrt seit acht Jahren«, nur eine Etappe werde »richtig in die Berge gehen«. Spannung werde stattdessen durch die Zeitgutschriften bei den Sprintwertungen und den Etappenankünften entstehen, glaubt er. »Da wird immer ordentlich Action im Feld sein.« Barth hofft darauf, dass sich der eine oder andere Star hier in Form bringt für die Tour de France im Juli. Team Milram habe schon so gut wie sicher zugesagt. Aber erst am 3. Mai soll endgültig verkündet werden, welche Fahrer 2006 dabei sind. Bis dahin können Thomas Barth und der Schweizer Tourdirektor Herbert Notter nur weiterhin Skoda als Hauptsponsor nennen - und eben die Etappenankunft in Meerane. 1952 passierte der Course de la Paix zum ersten von insgesamt 16 Mal den spektakulären 300 Meter langen Anstieg auf glattem Kopfsteinpflaster; eine Etappenankunft an der Wand wäre allerdings ein Friedensfahrt-Novum. Meeranes Bürgermeister Lothar Ungerer freut sich schon auf die Friedensfahrer, die 2004 zum letzten Mal durch die Stadt kamen. Meerane und Friedensfahrt, das passe einfach zusammen. Die 2006 nötigen 25 000 Euro an Barmitteln kämen »ausschließlich von privaten Sponsoren«. Meerane hat seinen Beitrag also geleistet. Den 60. Course de la Paix sieht der visionäre Bürgermeister schon als ein ProTour-Rennen durchs Berliner Brandenburger Tor rollen. Den leidgeprüften Friedensfahrt-Fans dürfte es vorerst schon reichen, wenn die F...

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