Kubas Baseballrevolution beendet

Japan gewinnt das Finale der World Baseball Classics, der inoffiziellen WM

Für die Major League Baseball war das Finale der World Baseball Classics ein totaler Reinfall. Gerade zwei Spieler aus der vermeintlich besten Liga der Welt standen im Finale in San Diego auf dem Platz. Das Endspiel machten die Staatsamateure aus Kuba und die japanischen Profis zum Baseballfest. Derek Jeter und Ken Griffey Jr., die US-amerikanischen Superstars, wurden beim Finale im Petco Park von San Diego genauso gesehen wie der Dominikaner Adrian Beltre. Sie, so hatte man erwartet, würden das Finale der World Baseball Classics, bestreiten, denn bis zum Turnierbeginn galten die Mannschaft aus den USA und jene aus der Dominikanischen Republik als das Nonplusultra im Profibaseball. In der Dominikanischen Republik unterhalten nahezu alle Profiteams Ausbildungsinternate, wo die Nachfahren von HomerunKönig Sammy Sosa herangezogen werden. Doch es waren nicht die millionenschweren Stars der Major League Baseball, die der inoffiziellen Profiweltmeisterschaft im Baseball ihren Stempel aufdrückten, sondern die Spieler aus Asien und der Karibik. Die haben die Vorherrschaft im internationalen Baseball übernommen, wie die Halbfinalpartien bereits zeigten. Und die Kubaner können sich den inoffiziellen Titel »bestes Baseballteam Amerikas« ans Revers heften. Das hat in Havanna nicht nur den größten Baseballfan der Insel, Fidel Castro, frohlocken lassen, sondern auch die Fans der »esquina caliente«, der heißen Ecke im Parque Central von Havanna. Dort treffen sich die Hardcore-Fans und diskutieren das Geschehen in der kubanischen Liga, aber auch der US-Major League, wo einige der besten kubanischen Spieler agieren. Unter ihnen auch Pitcher José Contreras. Der wirft die lederummantelte Korkkugel bei den Chicago White Sox und drückte den Kubanern während des ganzen Turniers die Daumen. Am liebsten wäre er, so Contreras in einem Interview, für die Kubaner während der World Classics aufgelaufen. Doch in Kuba ist Contreras seit seiner Republikflucht eine Persona non grata und sein Name wird nur noch hinter vorgehaltener erwähnt. Das hinderte den 34-jährigen Ausnahmewerfer jedoch nicht daran, seinem Team in San Diego im Finale gegen die Japaner die Daumen zu drücken. Seine Ex-Kollegen am Wurfmal, Yadel Martí und Pedro Lazo, machten ihre Sache gegen die Japaner ähnlich gut wie gegen die Dominikaner. Die hatten sie durch ihre exzellenten Würfe im Halbfinale aus dem Turnier geworfen. Die Japaner jedoch waren Montagnacht wesentlich stärker mit der Keule als die Dominikaner zwei Tage zuvor. Und in Daisuke Matsuzaka hatten die Kubaner den vielleicht besten Pitcher des Turniers gegen sich. Gegen den konnten auch die überragenden Schlagmänner Yulieksi Gourriel und Yoandy Garlobo, die genauso wie Matsuzaka und Homerunner Ichiro Suzuki im All-Star-Team des Turniers landeten, nicht immer etwas ausrichten. 10:6 für Japan lautete das Ergebnis nach dem letzten Inning und respektvoll gaben sich die Spieler nach der Partie die Hand. Die kennen sich recht gut, denn Matsuzaka und Co. hatten bei den Olympischen Spielen bereits mehrfach den Kürzeren gegen das Team von Higinio Vélez gezogen. Ein Grund, weshalb die Japaner besonders gut eingestellt waren auf die Würfe der Altstars um Lazo und Ormari Romero. Für Überheblichkeit, in Kuba verpönt, war in dieser Partie kein Platz und Trainer Vélez war letztlich zufrieden, dass sein Team beim Profiturnier gezeigt hatte, »wie gut kubanischer Béisbol« ist. Natürlich hätte es auch noch ein wenig mehr sein können, wie es einer der jüngeren Spieler, Frederich Cepeda, in der Pressekonferenz formulierte: »Wir sind nicht zufrieden mit dem Endergebnis, aber zufrieden mit dem, was wir gezeigt haben.« Denn das war mehr als genug, um die überheblichen St...

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