Anti-Schwalben-Agentur, das wärs

Endlich Frühling! Die Wintervögel kehren zurück und rechtzeitig zum Saisonauftakt des Profiradsports haben die Apotheker unter ihren Ladentischen die Schnäppchen aufgebaut. Womöglich müssen sie neue Leute einstellen, denn die vorläufige Aufhebung der zweijährigen Dopingsperre des Cottbussers Danilo Hondo durchs Oberste Kantonsgericht von Waadtland (Schweiz) ist ein Novum. Erstmals revidierte ein Zivilgericht die Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshof Cas. Damit könnte Hondo ab April wieder fahren - wenn er ein Team findet. Selbst Gerolsteiner, das ihn wegen Dopings mit dem Aufputschmittel Carphedon bei der Murcia-Rundfahrt im März 2005 entlassen hatte, will lieber die Hauptverhandlung im Herbst abwarten. Doping, vor allem im Radsport: Na und? Will man alle erwischten und ernsthaft beschuldigten Sünder unterhalb eines zehnbändigen Werkes aufzählen, muss man sich schon auf die ganz Großen der Tour de France beschränken: Lance Armstrong (7x Sieger), davor Marco Pantani, Jan Ullrich, Bjarne Rijs und Miguel Indurain (5x Sieger). Greg LeMond 1990 war der letzte Sieger ohne »Geschmäckle«. Auch die Urahnen Eddy Merckx (5x) und Jaques Anquetil (4x) galten als knallharte Doper. Im Grund wissen alle - erst recht wir scheinheiligen Zuschauer - ohne Doping wären Höchstleistungen unmöglich. Die Kontrollen sind reine Show (der geständige David Millar wurde stets »negativ« getestet) und gehören zum Geschäft: »Die Medien bekommen ihr Publikum, Laboratorien und chemische Industrie machen damit Profit und PR« (Merckx). So ging es im Falle Hondo dem Gericht auch mehr um die »Verhältnismäßigkeit«. Motto: Doping gehört zum Profiradsport wie die Schwalbe zum Fußball. Verbotenes Schummeln zwar, aber eine Gelbe Karte tut's auch. Und an eine internationale Anti-Schwalben-Behörde als Pendant zur Dopingagentur Wada hat nun wirklich noch kein Mensch gedacht. Vielleicht sollte man deshalb auch gedopte Fahrer künftig mit Zeitstrafen belegen oder sie einen B...