Der Anti-Hitlergruß

FC Sachsen Leipzig steht zu Ogungbure

  • Mark Wolter und Jirka Grahl
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.
Der FC Sachsen Leipzig stellt sich hinter seinen Libero Adebowale Ogungbure. Der 24-jährige Nigerianer hatte nach Abpfiff der Oberligapartie beim Halleschen FC im Kurt-Wabbel-Stadion wütend den Hitlergruß in Richtung der Hallenser Hooligans gezeigt, weil die ihm 90 Minuten lang Affengeräusche hinterhergegrölt hatten. Einige Hooligans stürmten das Feld und griffen Ogungbure brutal an. »Er wurde beschimpft, beleidigt, bespuckt und geschlagen; es war extrem«, so beschreibt Leipzigs Sportdirektor Achim Jungnickel die Situation vor dem Kabinengang, den der Nigerianer als Letzter erreichte. Sachsen-Präsident Heller klagte, die Polizei habe bei rechtsradikalen Parolen weggesehen: »Bedenklich«, wie er findet. Und: Ogungbure sei hier das Opfer, nicht Täter. Michael Schädlich, Präsident des HFC, will in Ogungbures Hitlergruß eine Mitschuld an der Eskalation erkennen. »In so einem Derby, wo kurz vor Schluss der Ausgleich fällt, darf man sich bei aufgeheizter Stimmung nicht zu einer solchen Geste hinreißen lassen. Ogungbure ist sich wahrscheinlich ihrer Bedeutung nicht ganz bewusst.« Doch der Ex-Cotbusser sieht seine Reaktion als ein Signal an alle, sich gegen rassistische Angriffe zu wehren: »Ich bin kein Affe, kein Nigger, kein Bimbo, sondern ein Mensch«, meint der Nigerianer. Auch die Staatsanwaltschaft Halle interessierte sich: Ist der »Anti-Hitlergruß« die Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole? Ein Ermittlungsverfahren wurde eingeleitet, gestern aber eingestellt. Man hatte herausgefunden, dass sich Ogung-bure »nicht mit den Zielen verfassungsfeindlicher Organisationen« identifiziert. Wie weise. Gegen die rassistischen Fans wurde bisher nicht vorgegangen. Und Halles Präsident sieht den Sonnabend als Ausrutscher: »Ausländerfeindlichkeit gibts beim HFC seit fünf Jahren nicht mehr. Natürlich gibt es einzelne Dumme, die sind aber schwer zu fassen.« Adebowale Ogunbure ist da anderer Meinung. In der NOFV-Oberliga habe er Rassismus bisher am schlimmsten erlebt, sagt er. Sein Verein veranstaltete unlängst ein Fotoshooting »für Ade«: Ogungbure weiß geschminkt, die Mitspieler schwarz. Ob wohl Leipzigs Fans künftig fair sind, wenn in den gegn...

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