Wenn das Leben bloß so einfach wäre

Deutscher gewinnt regelmäßig bei der NATO - im Schachspiel

Davon können die Klinsi-Kicker träumen: die schwarz-rot-goldene Mannschaft international die Nr. 1, neunmal in Folge. Seit 1997 räumt eine deutsche Auswahl bei der NATO-Meisterschaft im Schach ab, auch der Titel in der Einzelwertung wird von einem Deutschen gehalten. Mit dem amtierenden NATO-Meister ANDREAS SCHENK (23), Regierungsinspektoranwärter am Standort Bruchsal, sprach ND-Mitarbeiter RENÉ GRALLA.

ND: Deutschland marschiert regelmäßig durch bei den NATO-Meisterschaften im Schach, zuletzt Ende August 2005 im polnischen Kolobrzeg. Und Sie sind der Beste im Bündnis: Grummeln da nicht die anderen Nationen? Nach dem Motto: Jetzt gehts schon wieder los mit den Deutschen?!
Schenk: Der eine oder andere frozzelt mal, eine pikierte E-Mail haben wir auch schon gekriegt. Aber das bewegt sich alles im eher scherzhaften Rahmen.

Die Titelkämpfe realisieren ohnehin eine - zugegeben - kindliche Vision. In der NATO sind einst verfeindete Nationen vereint, und die messen sich untereinander nur noch in symbolischen Duellen.
Das ist wahr. Bei der Eröffnungsveranstaltung der Meisterschaften 2005 wurde darauf ausdrücklich hingewiesen: dass wir gemeinsam ein friedliches Kriegsspiel austragen, virtuell am Brett.

Könnte das nicht auch ein Modell über die NATO hinaus sein? Soldaten schießen künftig nicht mehr aufeinander, sie spielen stattdessen Schach.
Das wäre ja schön, aber so einfach ist das Leben nicht.

Den Kalten Krieg hätten wir uns auf diese Weise ersparen können: die Besten aus Warschauer Pakt und NATO vereint im sportlichen Wettstreit, um jeweils den Oberkommandierenden der Gegenseite matt zu setzen.
(l a c h t) : Allerdings hätten wir den Kalten Krieg dann wahrscheinlich auch verloren. Wenn wir die Stärke der Russen berücksichtigen.

Warum ist die Mannschaft der Bundeswehr so stark?
Das ist das Ergebnis der Sportfördergruppe Schach. Die hat zuletzt in Halle trainiert. Von denen sind regelmäßig ein bis zwei Spitzenleute gekommen, die dann unser Team gestützt haben. Offen ist jedoch, wie es weitergeht; denn seit Jahresbeginn gibt es die Sportfördergruppe Schach nicht mehr.

Die Schachtruppe ist aufgelöst worden? Warum?
Die Bundeswehr will nur noch, wie es heißt, »erfolgreiche« Sportarten fördern. Nehmen wir die Biathleten: Die haben Olympiagold geholt, die können etwas vorweisen. Dagegen sind die Schachspieler international eher selten ganz vorne zu finden.

Und der mehrfache Gewinn der NATO-Meisterschaft reicht nicht?
Von Sportlern, die sie sponsert, erwartet die Bundeswehr Erfolge selbstverständlich auch außerhalb des militärischen Umfeldes. Schließlich möchte die Bundeswehr an deren Prestige partizipieren.

Die NATO-Meisterschaft ist das eine, die Brettsportler des Bündnisses sind noch aktiv an einer anderen Front: Sie möchten erreichen, dass Schach vom CISM, dem »Conseil International du Sport Militaire«, endlich anerkannt wird als militärische Sportart
Schach ist leider noch nicht dabei. Dafür aber Volleyball, Radfahren oder Fußball.

Hängen die Verantwortlichen beim CISM der traditionellen Vorstellung an, dass Sport nur das ist, was die Frau oder den Mann in Schweiß bringt?
Gut möglich, dass es dem CISM wichtiger ist, die Soldaten eher körperlich als geistig fit zu halten.

Das erstaunt; gleichzeitig arbeitet nämlich die US-Armee an einem Computerspiel, das die möglichen Konflikte im dritten Jahrtausend simuliert. Da braucht die Führung doch gerade die Schachsportler, schließlich sind die meist auch versiert am Rechner. Während dafür die üblichen Computerfreaks, die ihre Nächte am PC verballern, schlicht nicht clever genug sind, wie Untersuchungen der koreanischen Armee zeigen.
Die militärischen Auseinandersetzungen der Zukunft werden weniger im Kampf Mann gegen Mann entschieden, sondern eher vor dem Bildschirm. Entsprechend geht der Trend tatsächlich dahin, dass Fragen der strategischen Planung am Computer gelöst werden, nicht auf dem Übungsplatz.

Wann also wird Schach in den Kanon des CISM aufgenommen?
Schwer zu sagen. Immerhin genießt Schach nach meinem Kenntnisstand bereits in Italien der Rang einer Militärsportart.

Wie stehen Deutschlands Chancen für die NATO-Meisterschaften im August in England?
Die Mannschaft wird im Juni oder im Juli nominiert. Nach unserem guten Abschneiden in den letzten Jahren hoffen wir natürlich darauf, den Titel erneut zu verteidigen.ND: Deutschland marschiert regelmäßig durch bei den NATO-Meisterschaften im Schach, zuletzt Ende August 2005 im polnischen Kolobrzeg. Und Sie sind der Beste im Bündnis: Grummeln da nicht die anderen Nationen? Nach dem Motto: Jetzt gehts schon wieder los mit den Deutschen?!
Schenk: Der eine oder andere frozzelt mal, eine pikierte E-Mail haben wir auch schon gekriegt. Aber das bewegt sich alles im eher scherzhaften Rahmen.

Die Titelkämpfe realisieren ohnehin eine - zugegeben - kindliche Vision. In der NATO sind einst verfeindete Nationen vereint, und die messen sich untereinander nur noch in symbolischen Duellen.
Das ist wahr. Bei der Eröffnungsveranstaltung der Meisterschaften 2005 wurde darauf ausdrücklich hingewiesen: dass wir gemeinsam ein friedliches Kriegsspiel austragen, virtuell am Brett.

Könnte das nicht auch ein Modell über die NATO hinaus sein? Soldaten schießen künftig nicht mehr aufeinander, sie spielen stattdessen Schach.
Das wäre ja schön, aber so einfach ist das Leben nicht.

Den Kalten Krieg hätten wir uns auf diese Weise ersparen können: die Besten aus Warschauer Pakt und NATO vereint im sportlichen Wettstreit, um jeweils den Oberkommandierenden der Gegenseite matt zu setzen.
(l a c h t) : Allerdings hätten wir den Kalten Krieg dann wahrscheinlich auch verloren. Wenn wir die Stärke der Russen berücksichtigen.

Warum ist die Mannschaft der Bundeswehr so stark?
Das ist das Ergebnis der Sportfördergruppe Schach. Die hat zuletzt in Halle trainiert. Von denen sind regelmäßig ein bis zwei Spitzenleute gekommen, die dann unser Team gestützt haben. Offen ist jedoch, wie es weitergeht; denn seit Jahresbeginn gibt es die Sportfördergruppe Schach nicht mehr.

Die Schachtruppe ist aufgelöst worden? Warum?
Die Bundeswehr will nur noch, wie es heißt, »erfolgreiche« Sportarten fördern. Nehmen wir die Biathleten: Die haben Olympiagold geholt, die können etwas vorweisen. Dagegen sind die Schachspieler international eher selten ganz vorne zu finden.

Und der mehrfache Gewinn der NATO-Meisterschaft reicht nicht?
Von Sportlern, die sie sponsert, erwartet die Bundeswehr Erfolge selbstverständlich auch außerhalb des militärischen Umfeldes. Schließlich möchte die Bundeswehr an deren Prestige partizipieren.

Die NATO-Meisterschaft ist das eine, die Brettsportler des Bündnisses sind noch aktiv an einer anderen Front: Sie möchten erreichen, dass Schach vom CISM, dem »Conseil International du Sport Militaire«, endlich anerkannt wird als militärische Sportart
Schach ist leider noch nicht dabei. Dafür aber Volleyball, Radfahren oder Fußball.

Hängen die Verantwortlichen beim CISM der traditionellen Vorstellung an, dass Sport nur das ist, was die Frau oder den Mann in Schweiß bringt?
Gut möglich, dass es dem CISM wichtiger ist, die Soldaten eher körperlich als geistig fit zu halten.

Das erstaunt; gleichzeitig arbeitet nämlich die US-Armee an einem Computerspiel, das die möglichen Konflikte im dritten Jahrtausend simuliert. Da braucht die Führung doch gerade die Schachsportler, schließlich sind die meist auch versiert am Rechner. Während dafür die üblichen Computerfreaks, die ihre Nächte am PC verballern, schlicht nicht clever genug sind, wie Untersuchungen der koreanischen Armee zeigen.
Die militärischen Auseinandersetzungen der Zukunft werden weniger im Kampf Mann gegen Mann entschieden, sondern eher vor dem Bildschirm. Entsprechend geht der Trend tatsächlich dahin, dass Fragen der strategischen Planung am Computer gelöst werden, nicht auf dem Übungsplatz.

Wann also wird Schach in den Kanon des CISM aufgenommen?
Schwer zu sagen. Immerhin genießt Schach nach meinem Kenntnisstand bereits in Italien der Rang einer Militärsportart.

Wie stehen Deutschlands Chancen für die NATO-Meisterschaften im August in England?
Die Mannschaft wird im Juni oder im Juli nominiert. Nach unserem guten Abschneiden in den letzten Jahren hoffen wir natürlich darauf, den Titel erneut zu verteidigen.

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