Boonen gewinnt erneut die »Ronde«

90. Flandern-Rundfahrt: Tom Boonen wandelt auf den Spuren des großen Eddy Merckx

  • Dieter Hennig und Martin Haas
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.
Weltmeister Tom Boonen bleibt der »König von Flandern« und Belgiens Radsport-Euphorie kennt keine Grenzen mehr. Der haushohe Favorit und Vorjahressieger vom Quickstep-Team setzte sich bei der 90. Auflage der Flandern-Rundfahrt vor seinem Landsmann Leif Hoste (Discovery) in 6:30:13 Stunden souverän durch. Für Hoste blieb am Ende der 258 km von Brügge nach Meerbeke nur Platz zwei wie 2004 hinter Steffen Wesemann. Dritter wurde gut eine Minute zurück Lance Armstrongs langjähriger Edelhelfer George Hincapie. Andreas Klier (T-Mobile) folgte als Neunter, Erik Zabel (Milram) wurde Elfter. Beide hatten sich bis 30 km vor dem Ziel ganz vorn behauptet.
Doch neben Boonen wurden alle zu Statisten. Das ganze Land jubelt seinem neuen Radsport-Idol zu und feiert ihn als »zweiten Eddy Merckx«. König Albert überreichte den Pokal, Eddy Merckx gratulierte als einer der Ersten. Ein Meer von Zuschauern und Fahnen mit dem flämischen Löwen hatte die beiden Lokalmatadoren auf den letzten Kilometern begleitet. 30 km vor dem Ziel hatten sie sich aus der 14-köpfigen Spitzengruppe abgesetzt, der auch noch Klier und Zabel angehörten, die 2005 Zweiter und Vierter geworden waren. An der berüchtigten Mauer von Geraardsbergen 16 km vor dem Ziel war der Vorsprung des Führungsduos auf 1:40 Minuten angewachsen. Hunderttausende entlang der Strecke - Beobachter sprachen von einem neuen Rekord - vor allem wegen Boonen: Der 24-Jährige ist auf dem besten Weg, sein Vorjahres-Double Flandern und Paris-Roubaix zu wiederholen. Sein Quickstep-Team sicherte sich den zweiten Klassiker der Saison, nachdem Filippo Pozzato (Italien) Mailand-San Remo gewonnen hatte.
Boonen selbst hatte die Entscheidung eingeleitet, als er am Koppenberg 73 km vor dem Ziel bei 20 Prozent Steigung erstmals attackierte und das Feld auseinander riss. Nur gut ein Dutzend Fahrer konnte wieder zu ihm aufschließen, unter ihnen der Münchner Klier. Zabel war beim Anstieg gestürzt, kam aber mit einem Kraftakt nach toller Aufholjagd kurz darauf wieder heran. »Wenn man mich fragt, wie Boonen zu schlagen ist, weiß ich auch keine Antwort«, hatte der 35-jährige Milram-Kapitän vor dem Start zu seiner 14. »Ronde« bekannt.
Am »höchsten flämischen Feiertag« waren 200 Profis aus 25 Teams am Morgen bei strömendem Regen an den Start gegangen, doch nach etwa zwei Stunden brach die Sonne durch und entschärfte die »Fahrt durch das Fegefeuer« etwas. Wieder gab es zahlreiche Stürze in den engen Passagen und auf den Kopfsteinen. An jedem der 17 Hellinge, den gefürchteten kurzen Anstiegen, lichtete sich das Feld mehr. Für Boonen war es schon der zwölfte Saisonsieg. Zum vierten Mal gewann ein amtierender Weltmeister die »Rond...

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