G14 will Europaliga

Geheimes Strategiepapier der großen Klubs

Der Pulverdampf hat sich verzogen, doch hinter den Kulissen geht der Kampf zwischen den großen Fußball-Verbänden und der G14 unvermindert weiter. Warum FIFA-Boss Joseph S. Blatter, und UEFA-Präsident Lennart Johansson mit aller Macht gegen den Zusammenschluss der 18 vermeintlichen Top-Klubs in Europa vorgehen, wird mittlerweile immer klarer. In einem geheimen Strategiepapier, das der französischen Fußball-Fachzeitung France Football vorliegt, fordert die G14 die Errichtung einer Europaliga - und das kommt einer »Kriegserklärung« an FIFA, UEFA und auch DFB gleich.
Das zehnseitige Dokument wurde auf der letzten Generalversammlung der Privatorganisation, zu der auch Bayern München, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen zählen, im Dezember 2005 in Brüssel erstellt. Die G14 will zwar kein »amerikanisches Modell«, in dem es keinen Auf- und Abstieg gibt - ein Modell, das wahrscheinlich auch von der EU verboten würde - sondern strebt offensichtlich ein Modell der englischen Premier League an. Dort organisieren die Klubs ihre Top-Liga; der Verband leistet nur noch technische Hilfe (Schiedsrichter usw.).
In Punkt 6.1 des Papiers heißt es, dass die Top-Klubs »unter ihrer Verantwortung« eine Europaliga nach Muster der nationalen Meisterschaften organisieren wollen. Unklar bleibt, ob die Champions League parallel bestehen bleiben soll. Im Basketball ist der Versuch, parallel Superliga und Euroliga zu veranstalten, gescheitert.
Die Top-Klubs verlangen »mehr Spieltermine« mit dem zynischen Argument, so die Zuschauer-Nachfrage besser erfüllen zu können. Sie beklagen durch ihren Generalsekretär Thomas Kurth, dass die UEFA »gegen ihren Willen« die zweite Gruppenphase in der Champions League abgeschafft habe. Deshalb fordern sie ein Stimmrecht in den internationalen Entscheidungsgremien - also in den Exekutivkomitees der FIFA und UEFA. Dies ist nach der herrschenden Philosophie den nationalen Verbänden, die auch die Vereinsinteressen der Profiklubs mitvertreten, vorbehalten.
Politisch brisant ist zudem die Klage der G14 über den Zerfall der Sowjetunion und Jugoslawiens. Mehr teilnehmende Vereine aus den neu entstandenen Ländern haben »zu einem deutlichen Qualitätsverlust der Europapokale« geführt. Konsequenterweise beklagt die G14 auch die Zunahme der Qualifikationsspiele für WM- und EM-Turniere.
Die polemischsten Textpassagen finden sich unter dem Stichwort »Philosophie«. Auszüge aus dem Papier derjenigen, die in Zeiten der Globalisierung glauben, dass Nationalmannschaften eigentlich verstaubt seien und nur die Vereine noch den Fußball retten können: »Die Top-Klubs sind das Aushängeschild des Fußballs. Der Fußball ist ein Geschäft geworden. Um weiteren Aufschwung zu garantieren, muss das Produkt internationaler Fußball weiter entwickelt und dem modernen Konsumenten nahe gebracht werden unter Berücksichtigung der Tatsache, dass es vor allem die Vereine sind, die das Produkt liefern.«
Wenn France Football über dieses Strategie-Papier verfügt, dürfte es auch bei der FIFA bekannt sein. Das erklärt, weshalb FIFA-Präsident Joseph S. Blatter kürzlich von einer »Kriegserklärung« gesprochen hat. Und es erklärt, weshalb die UEFA-Spitze so verstimmt über Werner Hackmann, 1. Vize-Präsident des DFB, ist. Der Ligaverbands-Präsident hatte am Rande des UEFA-Kongresses in Budapest »Verständnis« ...

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