Du bist Breuer!

In punkto Zwangspatriotismus schrecken die Deutschnationalen beim Sport offenbar vor nichts zurück. So traute dieser Tage der arglose Fußballfreund seinen Augen nicht, als das ZDF für das UEFA-Cup-Viertelfinalspiel gegen Sofia den Hypnosebefehl »Du bist Schalke« ausgab. Natürlich sind wir irgendwie alle Deutsche, wenn es gegen den Feind geht, aber ob die Fans von Bayern, Werder und Hertha, ganz zu schweigen von den Hansa- und Energie-Anhängern, mit dem skandalumwitterten Assauer-Truppe in einen Topf geworfen werden wollen? Dennoch ist das nur ein harmloses Beispiel für die Schwierigkeit, das von den Nazis entlehnte »Du bist Deutschland« im Sport zu konkretisieren. Beim Eishockey bedeutet das zum Beispiel »Du bist zweitklassig», und das auf den Verein bezogene »Du bist die Ice Tigers« mutet reichlich undeutsch an. Nicht viel besser sieht's im Radsport und in der Formel 1 aus: »Du bist Jan Ullrich« klingt wie Apothekenwerbung und »Du bist Schumi« heißt derzeit »Du fährst hinterher«. Schon besser wäre der Basketballslogan »Du bist Dirk Nowitzki« - allerdings bist »Du« kein hochbezahlter US-Profi, sondern Rostocker oder Rosenheimer Normalo und kennst Nowitzkis Arbeitsort Dallas bestenfalls aus TV-Serien. Zweifellos herrscht akuter Heldenmangel, und bei echten Idolen liegt der Teufel oft im Detail des Namens: So heißen die 400-Meter-Ikone Grit und der Nordisch-Kombinierer Ronny ausgerechnet Breuer und Ackermann - wie die Chefs von Aufsichtsrat und Vorstand der Deutschen Bank. Überhaupt problematisch ist die Identifikation mit weiblichen Idolen. Welcher Ballermann-Macho möchte sich schon »Du bist Katarina Witt«, oder »Du bist Franzi« nachsagen lassen? Einen umfassenden Kompromiss bietet allerdings die Biathlonvorzeigefrau Kati Wilhelm. »Du bist Wilhelm« dürfte nicht nur für komplexbeladene »ganze Männer« akzeptabel sein, sondern sogar für monarchistis...