Kalifornischer Hai geht baden

Vor 15 Jahren: Mark Spitz scheitert 41-jährig bei Comebackversuch

  • Rupert Kaiser
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.
Plötzlich war da diese Idee. Der US-Amerikaner Mark Spitz, 1972 mit sieben olympischen Goldmedaillen der Held der Spiele von München, erlebt im Frühsommer 1989, wie der über 30 Jahre alte Ex-Weltrekordler Joe Bottom bei den USA-Titelkämpfen mit der Jugend mithält und sich einen Finalplatz erschwimmt. Spitz, nie darum verlegen, sich in die Schlagzeilen zu bringen, meint, das auch zu können - trotz seiner schon 39 Jahre. Mehr noch: Mit eisernem Training könnte sogar ein Olympiastart 1992 in Barcelona möglich sein, diktiert er den Reportern sofort in Blöcke und Mikrofone. So ein Comeback nach fast 20 Jahren war noch keinem Schwimmer gelungen. Eine geniale Geschichte! Das findet auch Bud Greenspan, der Sportfilmer, der sich seit 1960 für die USA-Olympiafilme verantwortlich zeichnet. Der sieht ihn bereits vor sich, den Mark Spitz und den Olympiafilm von Barcelona: Mark, the shark, wieder auf Jagd. Während der Filmemacher Sponsoren sucht und findet - man spricht nicht nur hinter vorgehaltener Hand von riesigen Millionenbeträgen -, nimmt der Hai aus Kalifornien die Operation Olympia auf seine Art in Angriff. Eisernes Training, vielleicht so hart wie nie zuvor in seinem Leben, soll ihn ins Olympiateam katapultieren. Erster Schritt dorthin wird der Wettkampf-Comebackversuch sein. Dafür hat Spitz die 50-m-Schmetterling gewählt. Diese Strecke ist zwar nicht olympisch, doch rechnet sich der Altstar hier die größten Chancen aus, um sich ernsthaft ins Gespräch zu bringen. Vor 15 Jahren, im Frühjahr 1991, hält Mark Spitz seine Zeit für gekommen. Der mittlerweile 41-Jährige hat für den 13. April in Mission Viejo vorerst zwei Starts angekündigt. Wenn es auch nicht allzu viele sind, die Spitz ein erfolgreiches Comeback zutrauen - der Medienrummel ist groß. Am Ende stehen zwei eklatante Niederlagen zu Buche. Sowohl gegen Weltrekordler Tom Jager (26) als auch gegen Matt Biondi (25), die in Los Angeles und Seoul insgesamt neun Goldmedaillen aus dem Wasser geholt hatten, verliert er auf der einen Bahn jeweils gut zwei Sekunden. Eine Ewigkeit! Eine Blamage? Mitnichten - es ist nur das geschehen, was die meisten erwartet haben. Und immerhin sind die beiden verlorenen Rennen 15 000 US-Dollar wert. Dennoch: Mark Spitz hat sein Ziel, die Olympiateilnahme in Barcelona, nicht aufgegeben. Und es wird wohl nie geklärt werden, ob es der Ehrgeiz ist oder das richtig große Geld, die ihn zu noch härterem Training verführen. Jedenfalls nimmt er Anfang März 1992 die US-Trials in Angriff, jene knallharten Qualifikationswettkämpfe, bei denen alte Leistungen nichts gelten, sondern einzig und allein die Tagesform entscheidet. In Indianapolis legt er die 100 m-Schmetterling in 55,59 s zurück. Gegenüber dem verpatzten Comeback hat er sich glänzend gesteigert, ist nur 1,32 s langsamer als bei seinem Olympiasieg von 1972. Aber es reicht nicht zur Qualifikation und zum Traum, dem Alter ein Schnippchen zu schlagen. In die Schlagzeilen kommt Mark, the shark, seither nicht mehr so oft. Obwohl er sich seit 1999 »Schwimmer des 20. Jahrhunderts« nennen darf, und obwohl er unermüdlich dabei ist, der Menschheit in S...

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