»Leider nur Amateursport«

Nationales Badminton-Finale auch diesmal nur etwas für Liebhaber

Die SG Empor Brandenburger Tor Berlin hat sich im Final-Hinspiel um die Deutsche Meisterschaft im Badminton am Sonnabend in eigener Halle gegen den 1. BC Saarbrücken-Bischmisheim ein 4:4 erkämpft. Mit dem Unentschieden wahrten die Berliner für das gestrige Rückspiel in Saarbrücken (n. Red.) die Chancen auf den Titel. EBT-Manager Manfred Kehrberg zeigte sich mit dem Ergebnis in der Sporthalle Samariterstraße zufrieden: »Wir haben gut gespielt. Selbst wenn wir das Rückspiel verlieren, war es eine erfolgreiche Saison. Der Titel wäre nur das i-Tüpfelchen. Der Lohn war die tolle Endspiel-Atmosphäre vor 650 Zuschauern.« Der Gewinn der Deutschen Meisterschaft ist ein sportlicher, aber kein wirtschaftlicher Erfolg. Für den Titel kann man sich nichts kaufen. »Badminton ist nach wie vor leider nur ein Amateursport«, bedauert Manfred Kehrberg. Der Deutsche Badminton-Verband unterstützt die Vereine mit Zuschüssen, um den Spielbetrieb in der Liga zu gewährleisten. »Das vom DBV zur Verfügung gestellte Geld reicht gerade mal für die Bezahlung der Schiedsrichter«, sagt Kehrberg. Zwar ist die Bundesliga nach der dänischen Liga die Zweitstärkste in Europa, doch wirkt sich das hohe spielerische Niveau nicht auf die professionelle Vermarktung der Sportart aus. Conrad Hückstädt, der schon seit der Jugend bei EBT Berlin spielt, wünscht sich eine größere Aufmerksamkeit für den Badmintonsport wie in Fernost. »In China und anderen asiatischen Ländern ist Badminton eine der populärsten Sportarten. Dort besuchen Tausende die Turniere und das Fernsehen überträgt die Spiele regelmäßig. In Deutschland stehen uns die beliebteren Sportarten wie Fußball, Basketball und Eishockey im Weg«, sagt der 29-Jährige. Die Übertragung der Bundesliga im deutschen Fernsehen hält er für utopisch: »Das Interesse der Fernsehanstalten ist aus Gründen der Vermarktung zu gering. Wir müssten uns bei einem Sender einkaufen.« Dafür reicht das Geld in der Bundesliga nicht aus. Der Saison-Etat der SG EBT Berlin beträgt rund 100 000 Euro. Einen Großteil dieser Summe verwendet der Verein für die Reisen der aus aller Welt stammenden Empor-Akteure, die fast zu jedem Spieltag eingeflogen werden. »Wir möchten attraktives Badminton bieten und verpflichten daher die besten internationalen Spieler, die aber in ihren Heimatorten leben und trainieren«, erklärt Kehrberg. Die Spieler erhalten für ihre Auftritte in der Bundesliga eine Aufwandsentschädigung. Da diese aber nicht sehr hoch ausfällt, starten sie auch bei internationalen Einzel-Turnieren, bei denen es Siegprämien zu gewinnen gibt, oder gehen nebenbei noch einem Beruf nach. So auch Conrad Hückstädt, der als Finanz-Mathematiker bei einer Bank arbeitet und deshalb berufsbedingt seit Januar am Bundesnachwuchsstützpunkt in Frankfurt trainiert. Ein anderer nicht zu unterschätzender Kostenpunkt sind die zwischen 1,50 und 2 Euro teuren Federbälle. Fast bei jedem zweiten Ballwechsel wandert ein defektes Spielgerät in die Mülltonne. In einer Saison kostet das den Verein rund 15 000 Euro. Der Rest des Etats fließt in die Nachwuchsarbeit der Jugendmannschaften der SG EBT Berlin. Um die Bundesliga professioneller zu gestalten und die Vereine finanziell zu unterstützen, nimmt EBT-Manager Kehrberg den Deutschen Badminton-Verband in die Pflicht: »Bei der Öffentlichkeitsarbeit des DBV gibt es noch Reserven. Bisher finden die Bemühungen nur auf Vereinsebene statt. Wenn man das beim Verband zentriert, gibt es bestimmt mehr Möglichkeiten die Bundesliga populärer zu machen. Das Potenzial ist vorhanden.« Bis das geschieht werden die Badminton-Akteure in der Bundesliga weiterhin vor nicht mal tausend Zuschauern spielen. Nach dem Finale um die Deutsche Meisterschaft, steht in Japan die Mannschafts-WM der Männer und Frauen auf dem Programm. Für viele Spieler ist der Auftritt mit der Nationalmannschaft der Saison-Höhepunkt. »Da spielen wir vor rund 8000 Zuschauern. Das ist ein echtes Gänsehaut-Gefühl«, freut sich Conrad Hückstädt auf die Spiele in Sendai und Tokio. Um die Reisekosten muss er sich nicht sorgen. Die werd...

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