Autos unterm Dach: Neues Werk in Herzfelde

2000 Carports pro Jahr angepeilt / Chef Oliver Enderlein gründete die Firma im Alter von 17 Jahren

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.
»Wir haben der Maschine erstmal Schreiben beigebracht«, schmunzelt Bernd Thadewaldt. Der Zimmerer legt die Hand auf die Steuerung und schaut zu, wie das Werkzeug das Wort »Dacapo« in einen langen Holzbalken fräst. Der Balken soll am Eingang des Firmengeländes der Dacapo Holzbau GmbH angebracht werden. Gestern eröffnete Geschäftsführer Oliver Enderlein das neue Carport-Werk im Gewerbegebiet am östlichen Rand von Herzfelde, einem Ortsteil der Gemeinde Rüdersdorf (Märkisch-Oderland). Die Firma verkauft schon seit Jahren die Dächer auf Holzbeinen, unter denen man in Ermangelung einer Garage sein Auto unterstellen kann. Bisher befanden sich die Firmenbüros in Eggersdorf. Die Carports gab die GmbH in Finsterwalde in Auftrag. Nach einer Investition von zwei Millionen Euro befindet sich nun in Herzfelde alles unter einem Dach. Bei Dacapo sind 60 Leute beschäftigt, die wenigsten davon in der Produktion. Nur jeweils vier Leute arbeiten in drei Schichten. Sie legen das Holz ein, starten die Maschine und beobachten, ob diese ihr Programm korrekt herunterspult. Für diese Tätigkeit kann man angelernt werden, muss aber pfiffig sein, um die Technik zu beherrschen, erläutert Thadewaldt. Unzählige Betriebe stellen billige Pkw-Unterstellplätze her, erzählt Geschäftsführer Enderlein. Seine Produkte hingegen seien nicht von der Stange, sondern »der Porsche unter den Carports«. In Konstruktionsbüros in München und Frankfurt am Main werden die Dacapo-Carports individuell auf die Bedürfnisse des jeweiligen Kunden zugeschnitten. Etliche Modelle stehen frei, andere sind an Hauswände angelehnt. »Millionen« Varianten gebe es inzwischen, so Enderlein, der am Montag gerade erst 22 Jahre alt geworden ist. Die Firma gründete er schon mit 17. Als seine Mutter ein Haus im nördlich von Strausberg gelegenen Gielsdorf kaufte, baute der Sohn ein Carport, fotografierte es und stellte das Bild ins Internet. Bald darauf riefen Interessenten an. Die ersten Aufträge erledigte der Junge von seinem Kinderzimmer aus. Während Enderlein bereits Angestellte hatte, machte er selbst noch eine Drucker-Ausbildung. Diese Lehre und sein Alter verheimlichte er anfangs. Er hatte Angst, dass die Mitarbeiter ihren Chef nicht ernst nehmen, wenn sie Bescheid wissen. Im Jahr 2005 verkaufte Enderlein 1000 Carports - in Deutschland, aber auch in anderen Staaten Europas und sogar in Dubai. Das neue Werk hat eine Kapazität von 2000 Stück. Die Nachfrage sei entsprechend groß, berichtet der in Hennickendorf aufgewachsene Vorzeigeunternehmer, der einen Jahresumsatz von sechs Millionen Euro anpeilt und für den »Großen Preis des Mittelstands« nominiert wurde. www.carporte.de

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