Kahn und Pizarro ersparen nächsten Denkzettel

Männer-Finale: Bayern München reicht 1:0-Arbeitssieg gegen Eintracht Frankfurt zum 13. Pokalsieg

  • Matthias Koch
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.
Oliver Kahn wollte den Pokal zunächst gar nicht mehr herausrücken. Vielleicht ist dem 36-jährigen Torhüter des alten und neuen Cupsiegers FC Bayern München auf der Ehrenrunde im Berliner Olympiastadion eingefallen, dass der goldene Pott so etwas wie ein Ersatzspielzeug sein kann. Denn im Rahmen der Weltmeisterschaft steht nach Lage der Dinge Jens Lehmann im Kasten der deutschen Nationalmannschaft. Sollte die DFB-Auswahl am 9. Juli sensationellerweise das WM-Finale erreichen und auch noch gewinnen, würde also Arsenal-Schlussmann Lehmann den WM-Pokal in die Höhe stemmen dürfen. Oliver Kahn hat sich aber noch lange nicht aufgegeben. »Er wirkt nach der Entscheidung von Jürgen Klinsmann irgendwie erleichtert. Er ist ruhiger und stärker geworden«, meinte Mannschaftskollege Valerien Ismael. Genau mit dieser Einstellung rettete Kahn im wenig aufregenden Endspiel gegen den kampfstarken Außenseiter Eintracht Frankfurt den hohen Favoriten vor der Verlängerung. Wie in seinen besten Zeiten schnellte Kahns Pranke hervor und verwehrte dem Geschoss von Ioannis Amanatidis kurz vor dem Abpfiff den Einschlag. Als die Bayern in der Nacht zum Sonntag mit dem Mannschaftsbus um 0:12 Uhr das Siegerbankett in der Hauptstadtrepräsentanz der Telekom im Ostteil der Stadt erreichten, hatte Kahn die graue Gegenwart wohl wieder eingeholt. Beim erneuten Fototermin wollte er den Pott nicht mehr in die Höhe recken. »Es war sicher kein großes Finale. Der FC Bayern kann besser spielen. Nun wollen wir das Double aus dem Vorjahr verteidigen. Dann wäre diese Saison ein Jahr der Superlative«, meinte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge auf seiner ebenso kurzen wie emotionslosen Bankettrede. Beim Genuss von Lasagne von Ziegenkäse, gebackenen Pralinen vom Kalbsbackerl, kross gebratenen Saiblingsfilet oder Beelitzer Stangenspargel dürfte mancher der Bayern-Stars vergessen haben, wie knapp der Sieg gegen die wackeren Frankfurter war. Eintracht-Coach Friedhelm Funkel konnte mit Recht stolz auf die Leistung des Aufsteigers sein. »Wir haben bis zum letzten Schweißtropfen alles gegeben. Leider ist uns kein Tor gelungen«, sagte Funkel auf der Pressekonferenz und bedauerte die ungenutzten Großchancen von Benjamin Huggel, Ioannis Amanatidis und Benjamin Köhler in der ersten Hälfte. Die vergebenen Möglichkeiten sollten sich rächen. Nach dem Seitenwechsel nahmen die Bayern mehr Fahrt auf. Doch nicht der aktive, aber glücklose Roy Makaay, sondern Claudio Pizarro ersparte den Münchnern nach dem frühzeitigen Ausscheiden in der Champions League einen weiteren Denkzettel im WM-Jahr. Der 27-jährige Peruaner köpfte einen Eckball des eingewechselten Ze Roberto nach gut einer Stunde ziemlich abgezockt ein. Bis auf den Aufreger in der Schlussphase konnten die Frankfurter dann nichts mehr entgegen setzen. München brachte den knappen Vorsprung routiniert über die Zeit. Während die erfolgsverwöhnten Bayern-Fans vergleichsweise zurückhaltend den Triumph genossen, tanzten die hoch dekorierten Stars in den Minuten vor der Siegerehrung mit den Siegerbasecaps auf dem Kopf ausgelassen herum. Nach dem Konfettiregen und der Pokalübergabe konnten die Bayern-Profis auf der blauen Laufbahn zudem den Frust der letzten Wochen mit Weißbier ertränken. Die nationale Dominanz der Münchner bleibt bestehen. Am Mittwoch könnte bereits die 20. Meisterschaft folgen: wenn der Hamburger SV am heutigen Dienstag in Köln nicht gewinnt und München einen Tag später die Stuttgarter schlagen kann. »Eine lästige Pflichterfüllung ist das nicht«, kritisierte Oliver Kahn jedoch die aus seiner Sicht zu geringe Würdigung der nationalen Erfolge des FC Bayern München. »Das geht mir so langsam auf die Nerven, wie hier mit unseren Titeln umgegangen wird.« Dabei sei jeder einzelne ein Höhepunkt. Und der nunmehrige deutsche Pokalrekordge...

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