Kick gegen Profizirkus und Dünnbierabzocke

Heute LOK Leipzig - United of Manchester

Heute, am 12. Mai um 20 Uhr wird im altehrwürdigen Bruno-Plache-Stadion in Leipzig-Probstheida ein Fußballspiel angepfiffen, das vor wenigen Jahren noch unvorstellbar gewesen wäre. Gleichzeitig begründet diese freundschaftliche Partie vielleicht eine völlig neue Kategorie im internationalen Fußball - nämlich eine jenseits der ungebremsten Kommerzialisierung. Dieses Match, 1. FC LOK Leipzig gegen FC United of Manchester, soll dafür sowohl Symbol sein als auch die inzwischen bereits gängige Praxis andeuten: Die Fans holen sich ihren Fußball zurück! Der VfB Leipzig, zu DDR-Zeiten 1. FC Lok Leipzig, war 2004 endgültig in der Insolvenz und Liquidation untergegangen. Unvergleichlich besser ging und geht es auf den ersten Blick dem englischen »Großmeister« Manchester United. Dennoch gibt es Parallelen zur Entwicklung in Leipzig. In Leipzig nahmen die Fans das Heft des Handelns in die Hand und gründeten 2004 ohne selbsternannte Vereinsretter aus dem maroden VfB wieder einen stolzen 1.FC LOK, und in Manchester kam es zur Abspaltung vieler ManU-Fans, als ein US-amerikanischer Milliardär den Traditionsverein 2005 aufkaufte wie ein gebrauchtes Auto. Der Legende nach geschah das sowohl in Leipzig als auch in Manchester im verräucherten Pub eines Vororts. Diese Gemeinsamkeiten sind der Hintergrund für das heutige Spiel zwischen dem 1. FC LOK Leipzig und dem FC United of Manchester (»UMan«). Momentan rollt UMan die englische 10. Liga übrigens ebenso unbesiegbar von unten auf wie die LOK, die gerade den Aufstieg von der Bezirksklasse in die Bezirksliga (6. deutsche Liga) perfekt machen konnte. Ähnlich wie in Probstheida strömen Tausende auf die Plätze Nordenglands, wenn der neue Club aus Manchester antritt. Nicht zuletzt aus Trotz gegenüber dem etablierten Profizirkus. In der vernetzten Informationswelt war es nur eine Frage der Zeit, dass die beiden Vereine aufeinander aufmerksam wurden. Schnell war der Kontakt hergestellt und eine simple Finanzierungslösung für zwei Freundschaftsspiele gefunden. Zum Hinspiel heute sind bereits über 4000 Karten verkauft; fast 1000 Fans wollen aus England kommen. Das Rückspiel ist für den Herbst in Manchester geplant. Wenn dieser »alternative Europacup« so verläuft, wie es sich die Organisatoren wünschen, dann ist nicht auszuschließen, dass schon im nächsten Jahr mehrere vom Markt gedrängte internationale Clubs mit großem Fanpotenzial an der Aktion teilnehmen: ohne TV-Rechte, Ban...

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