Zentralstadion blüht langsam auf

Leipzig freut sich auf fünf Spiele / WM-Büro findet Auswege für Markenproblematik

  • Matthias Koch
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

»Die Welt zu Gast bei Freunden«, lautet das Motto der am 9. Juni beginnenden Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland. Gastfreundlich dürfen jedoch in erster Line nur die Menschen in den alten Bundesländern sein. Elf der zwölf Spielorte und 31 der 32 Hauptquartiere der teilnehmenden Nationen liegen im Westen der Bundesrepublik. Die Sonderrolle Berlins einmal ausgeklammert, das Olympiastadion und das Schlosshotel im Grunewald befinden sich ohnehin im ehemaligen Westberlin, kommen im Osten nur Leipzig als Spielstätte und das Seminaris Seehotel in Potsdam als Unterkunft der Ukraine wirklich in den Genuss der Welttitelkämpfe. ND hat die beiden »Frontstädte« besucht.

Aus der Ferne sahen sie aus wie kleine Punkte. Doch es waren tatsächlich Menschen, die sich im Oberring des Leipziger Zentralstadions zu schaffen machten. »Wie nach jedem Heimspiel des FC Sachsen Leipzig überprüfen sie, ob alle Schalensitze noch fest verankert sind«, sagt der Wachmann von der Leipziger Sicherheits- und Dienstleistungs GmbH. Zehn Kräfte müssen sich um über 40 000 Sitze kümmern. Das kann dauern, denke ich.

Drehkreuze funktionieren
Seit Sonntag hat das Stadion quasi Kurzurlaub. Oberligist FC Sachsen muss sein letztes Heimspiel gegen Germania Halberstadt am 28. Mai wieder in Leipzig-Leutzsch austragen. Die Werbebanden des Viertligisten, der zuletzt nur noch rund 1000 Zuschauer hatte, ziehen mit um. Die »Chemie«Anhänger waren bei der Abschiedspartie gegen den FC Oberlausitz am 7. Mai jedoch gut genug dafür, mit einem Extraticket die Funktion der frisch installierten Drehkreuze im Eingangsbereich erfolgreich zu testen.
Nun bekommt das Zentralstadion den letzten Schliff für die WM. Für den morgigen Sonntag sind Journalisten zum Fototermin geladen. Der neue 28 Millimeter hohe Rollrasen ist da und wartet auf seine fachgerechte Verlegung. Auf ihm werden bei den vier Vorrundenspielen zwischen Serbien und Montenegro - Niederlande (11. Juni), Spanien - Ukraine (14. Juni), Frankreich - Korea (18. Juni) und Iran - Angola (21. Juni) Stars wie der Franzose Zinedine Zidane, der Niederländer Ruud van Nistelrooy oder der Ukrainer Andrej Schewtschenko ihre Kreise ziehen.
Und wie sieht es in der Stadt aus? Auf der Autobahn A 9 stehen Hinweisschilder für die Park & Ride-Plätze. In der Messemetropole sind dagegen bislang nur an wenigen Punkten wie dem Hauptbahnhof oder dem Flughafen WM-Symbole zu sehen. »Stimmt. Aber wir sind bei den offiziellen Marken an bestimmte Rechte gebunden. Unser Rahmenprogramm steht unter der Dachmarke "Leipzig Fußball erleben", das viele Veranstaltungen zur WM beinhaltet«, sagt Frank Dannauer. Der frühere Sportreferent im Dezernat Umwelt, Ordnung und Sport ist seit dem 1. September 2004 für seine WM-Tätigkeit freigestellt und stellvertretender Leiter des WM-Büros der Messestadt.

Problem Composite-Logo
Der gebürtige Thüringer fühlt sich wie seine Kollegen durch die aggressive Markenpolitik der FIFA im Freiraum eingeschränkt. Das Composite-Logo mit dem Schriftzug FIFA WM-Stadt Leipzig und dem WM-Logo kann nur verwendet werden, wenn die 16 offiziellen Partner und fünf nationalen Partner ein Erstzugriffsrecht besitzen. Diese Sponsoren haben viel Geld für die Werbemöglichkeit bezahlt. Einheimische Förderer, die gern ihren Beitrag leisten wollen, haben dagegen keine Chance, bei Veranstaltungen oder auf Flyern unter dem Composite-Logo aufzutreten. Das betrifft sowohl A- als auch B-Events. Zur Kategorie A gehören Veranstaltungen der FIFA oder des Organisationskomitees. B-Events sind beispielsweise offizielle Beiträge des Kunst- und Kulturprogramms zur FIFA-WM 2006. Dieses Prädikat besitzt unter anderem die noch bis zum 30. Juli laufende Ausstellung »Herr der Regeln. Der Fußball-Referee« im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig oder das tägliche Fan-Fest auf dem Augustusplatz. Wenn den Besucher der Durst befällt, muss er mit Getränken der FIFA-Exklusivsponsoren Coca Cola und Anheuser Busch Vorlieb nehmen.
Die regionalen Sponsoren kommen aber auch zu ihrem Recht - bei den C-Events. Bereits stattgefunden haben das Fußball-Turnier der Knabenchöre auf dem Hauptbahnhof und die Meisterschaft der städtischen Schulen. Ein weiterer Höhepunkt wird der 4. Daniel-Nivel-Cup von 2. bis 5. Juni sein. An dem Turnier, dass an den während der WM in Frankreich 1998 von deutschen Hooligans schwer verletzten französischen Polizisten erinnert, nehmen rund 400 Fan-, Polizei- und Feuerwehr-Teams teil.
Für das Wesentliche, die WM-Spiele, übernimmt die FIFA Ende Mai das Hausrecht im Zentralstadion. Frank Dannauer vom WM-Büro rechnet damit, dass alle vier Vorrundenpartien und das Achtelfinale am 24. Juni ausverkauft sind. »Die Frage ist nur«, so Dannhauer, »ob Kartenbesitzer auch kommen.« Ausschreitungen zwischen linken und rechten Extremisten am Rande der Partie zwischen Iran und Angola befürchtet Dannauer übrigens nicht. Schließlich habe sich das Sicherheitskonze...

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