Beim Giro brechen Tage der Helfer an

Gestern siegte Bettini, Basso führt souverän

  • Tom Mustroph, Brescia
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.
Dank des Italieners Ivan Basso bricht beim Giro d Italia die große Freiheit aus. Weil in der Gesamtwertung alles entschieden scheint, haben die meisten ehemaligen Favoriten auf den Girosieg ihren Helfern freie Hand gelassen. Marzio Bruseghin (Italien), eigentlich zu Beginn dieser Saison als Lehrmeister im Zeitfahren für Damiano Cunego von Lampre eingekauft, durfte bereits auf den Flachetappen in der letzten Woche seine Körner in Ausreißversuche investieren. Auch im Schatten des Montblanc gab er Fersengeld. Als Ivan Basso dann Dampf machte, war es aber um die Hoffnungen des 31-jährigen Profis geschehen. Seine Gruppe zersplitterte und wurde vom Führenden überrollt. Bruseghins Kapitän hatte Basso längst ziehen lassen müssen. Nur Leonardo Piepoli, Unterstützer von Gilberto Simoni (beide Italien), hatte der so leicht aussehenden Tempoverschärfung am Berg folgen können. Er verzichtete darauf, Simoni den Berg hochzuschleppen wie noch am Maialetta (8. Etappe). Simoni hatte Piepoli erlaubt, ihn zurückzulassen. »Geh du, ich komme schon irgendwie an. Aber hole um Himmelswillen den Etappensieg und werde nicht 2. oder 3.« Piepoli, schon einmal 10. des Giro dItalia und 17. der Tour, tat, wie ihm aufgetragen und holte sich den bislang schönsten Sieg seiner 11-jährigen Profi-Karriere. Sein Mannschaftskollege Manuele Mori (Italien), gleichfalls Helfer von Simoni, hatte sich einen Tag vorher auf die Flucht begeben dürfen und hatte den Vorsprung tatsächlich gehalten. Ein zweiter Cunego-Helfer, Paolo Tiralongo (Italien), hatte am Sonntag mit zehn Gefährten den Simplon-Pass bezwungen und Rang drei erkämpft. Der Italiener Franco Pellizotti schließlich, starker Mann an der Seite von Danilo di Luca, entschied im Alleingang bereits die zehnte Etappe für sich und liegt in der Gesamtwertung noch vor seinem etatmäßigen Kapitän. Die Hierarchien sind ganz schon durcheinander gewirbelt. Auch T-Mobile ist zum Glück von dieser Strömung erfasst und schickte jeden zweiten Tag einen Fahrer nach vorn. Die Mannschaft hat ja keinen Kapitän, der hier aufs Podium fahren kann und will. Die einzigen Teams, die am Althergebrachten festhalten, sind CSC und Discovery Channel. Ivan Bassos Helfer setzen kein bisschen Kraft für individuelle Ziele ein. Und bei Discovery hat der alte Fuchs Paolo Savoldelli (Italien) die Hoffnung auf die Titelverteidigung noch nicht aufgegeben. »In der Bergluft fühle ich mich immer wohler. Die Allergie, die mich im Flachland plagte, ist fast völlig verschwunden.« Savoldelli-Helfer Tom Danielson muss deshalb eigene Ambitionen zurückstellen. »Aber wenn Paolo vorn bleibt, bin ich ja auch an der Spitze mit dabei«, tröstet sich der 25-jährige Amerikaner. Am heutigen Dienstag, wenn das Peloton sich vom Gardasee zum Monte Bondone hinaufquält, ist sicher wieder Zeit für jene, die sonst im Schatten stehen. Die Kapitäne haben bis auf Basso und Savoldelli bei diesem Giro nichts zu bestellen. Gestern kamen nochmal die Spurt-Asse zum Zuge. Der Italiener Paolo Bettini gewann die 15. Etappe mit Ziel in Brescia vor den deutschen Sprintern Olaf Pollack (Kolkwitz) und Robert Förster (Markkleeberg)....

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