In Hoppegarten laufen sie wieder

Neuer Rennverein und ein rüstiger Rentner machen es möglich

  • Werner Preiss
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.
Am vergangenen Sonntag gewann der 100:10 Außenseiter Confidence mit dem 23-Jährigen Jockey Henk Grewe im Sattel vor 4000 Zuschauern bei der Saisonpremiere auf der Galopprennbahn Hoppegarten den Preis der Sparkasse Märkisch Oderland. Doch das eigentlich Spannende war bereits die Tatsache, dass in Hoppegarten bei Berlin, auf Deutschlands größter Rennbahn, überhaupt wieder um die Wette galoppiert wird. Nach langer Pause standen neun Rennen auf dem Programm, ausgeschrieben unter Berücksichtigung des Leistungsvermögens der im Osten stationierten Vollblüter. Aufatmen auch in Dresden, Halle und Leipzig. »Hoppegarten ist für uns alle lebenswichtig«, meint Michael Sowa, Trainer in Dresden. Nach der Insolvenz des Union-Klubs, dem Scheitern einer Stiftung Hoppegarten und der Ankündigung, die Rennbahn zu verkaufen, war monatelang ungewiss, ob in diesem Jahr dort Rennen stattfinden. Dass das Gelände nicht zum Tummelplatz von Katzen und Kaninchen verkommt, liegt an dem im März gegründeten Rennverein Hoppegarten e. V. und an Artur Boehlke. Der rüstige Rentner (68) ist der Spiritus Rector, die treibende Kraft zur Rettung des Turfplatzes. Von Kindesbeinen an ist sein Leben mit dem Pferdesport verbunden. Boehlke hat zwar nie Reiten gelernt, war aber ein begeisterter Amateur-Trabrennfahrer in Berlin-Karlshorst. 24 Siege im Sulky stehen für ihn zu Buche. Alteingesessene Trainer wie Martin Rölke äußern: »Von Pferden versteht er nicht gerade viel, aber er ist ein glänzender Organisator.« Der gelernte Bankkaufmann arbeitete seit 1967 in Hoppegarten, zunächst in der Verwaltung (Ökonom), dazu an Renntagen in der Toto-Zentrale. 1988 wurde er Rennbahndirektor. Nach der Wende musste er den Betrieb abwickeln, Leute entlassen, Pferde verkaufen. Danach wurde er von der Treuhand als Geschäftsführer eingesetzt. Auch der Union-Klub, der ab 1996 die Renntage veranstaltete, nutzte sein Wissen, sein Können. 2000 ging Boehlke in Rente. Als die Pleite des Union-Klubs nicht mehr vertuscht werden konnte und ein Insolvenzverwalter das Sagen hatte, erschien Artur wie ein rettender Engel. Trotz mancher Irrungen und Wirrungen war er Optimist geblieben. Als eine Art Berater veranlasste er, dass prophylaktisch für 2006 zunächst zehn Renntage geplant wurden. Ohne seine vorausschauende Initiative und das Engagement des neuen Vereins hätte es am vergangenen Sonntag keine Rennen in Hoppegarten gegeben. S...

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