Weggis im Brasilien-Fieber

Titelverteidiger bereitet sich in der Schweiz auf Fußball-WM vor

  • Gabi Kotlenko
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.
Seit Monaten ist Weggis wie im Rausch. Das Brasilienfieber grassiert. Jetzt erreicht die Epidemie ihren Höhepunkt. Denn am Montag stand der Ort Kopf. Die wohl prominentesten Gäste, die der malerische Schweizer Ort am Vierwaldstädter See in der Nähe von Luzern je hatte, sind eingetroffen. Das Unternehmen Titelverteidigung ist nun in der heißen Phase. Und ganz Weggis nimmt Anteil. Rund 40 Orte hatten sich um den Trainingsaufenthalt der Brasilianer bemüht. Weggis hatte die besten Karten - der See, die Berge, ein erstklassiges Fünf-Sterne-Hotel und nur eine Zufahrtsstraße, ein Plus für die Sicherheit. In Weggis flaggt man nicht nur brasilianisch. Kaum ein Haus ist hier nicht grün geschmückt. Seit Monaten steht hier auch portugiesisch auf dem »Lehrplan« - damit sich die Kicker um Ronaldo und Ronaldinho rundum wohl fühlen. Dank eines »Erste-Hilfe-Papiers«, was im Ort kursiert, soll es den Weggisern möglich sein, die Gäste in deren Muttersprache zu begrüßen. Die fünf Angestellten der örtlichen Tourist-Information machten sich mit Kursen fit. Ihr Direktor Dominic Keller meint: »Wir lernen und trainieren verschiedene Begegnungen auf Portugiesisch.« Einer der bislang prominentesten Gäste war Samuel Langhorne Clemens - wohl besser bekannt als Mark Twain. Bereits im Jahr 1897 bezeichnete Twain den Ort als den »schönsten Flecken der Erde«. Für die Schönheiten der Gegend werden die Brasilianer wohl kaum ein Auge haben. Zwei Mal am Tag ist Training angesagt. Eigens dafür wurde der Platz des Drittligisten Weggiser SC komplett umgegraben und für umgerechnet rund 1,1 Millionen Euro Weltmeister-würdig hergerichtet. Aus dem einstigen Sportplatz wurde eine Arena mit Tribünen für 5000 Zuschauer. Dort kann den Brasilianern beim Training zugeschaut werden - eigentlich für 20 Franken (rund 13 Euro) pro Karte. Die 46 000 Tickets für das öffentliche Training waren in kürzester Zeit ausverkauft. Und sind nun heiße Handelsware. Bei eBay standen sie schon vor Tagen bei 200 Franken, Tendenz inzwischen sicher steil ansteigend. Nicht nur die Fans jubeln in Weggis, auch der Tourismus wird auf der Siegerseite sein. Volle Hotels, Restaurants und zahlreiche Tagesgäste werden die Kassen klingeln lassen. Journalisten aus aller Welt senden Trainingsbilder aus Weggis in über 100 Länder. Schwein hatten die Brasilianer schon vor der WM. 300 Borstentiere eines Bauernhofes wurden für die nächsten zwei Wochen ausquartiert, damit der Gewinn des Titels nicht am Gestank des Rüsselviehs scheitert. Und Bauer Stöckli wollte verhindern, dass die Boulevardpresse schreibt, der Gestank seiner Schweine störe die Vorbereitungen der Brasilianer. Dass die Schweiz auch bei der WM aufläuft, ist für Weggis wohl Nebensache....

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