Prostitution prosperiert
In Berlin verrichten rund 8000 Frauen Sexarbeit
Die Prostitution in Berlin wächst, doch niemand hat einen verlässlichen Gesamtüberblick über diesen Wirtschaftszweig. Das geht aus einer Antwort der Senatsarbeitsverwaltung auf eine Parlamentarische Anfrage der CDU-Fraktion hervor. Da es keine Anmeldepflicht und keine Sperrbezirke in Berlin gebe, sei es nicht möglich, eine Zahl aller in der Hauptstadt arbeitenden Prostituierten zu nennen, erklärte Staatssekretärin Barbara Loth. Experten schätzen sie auf rund 8000. Die Dunkelziffer vor allem mit Blick auf Zwangsprostitution und Menschenhandel dürfte wesentlich höher liegen. Ferner registrierte die Polizei im vergangenen Jahr 621 bordellartige Betriebe in Berlin.
Zu den seit Jahrzehnten bekannten Straßenstrichen in der Kurfürstenstraße (Schöneberg), der Oranienburger Straße (Mitte) oder der Straße des 17. Juni (Charlottenburg) kamen in den vergangenen Jahren neue in der Hobrechtsfelder Chaussee (Buch), die Gegend um die Bundesstraße 2 (Hohenschönhausen), die Nonnendammallee (Spandau) oder die Grenzallee (Neukölln) dazu. »Die polizeilichen Feststellungen lassen keine gesicherten Rückschlüsse über die Zahl oder die bezirkliche Verteilung der Prostituierten zu«, schrieb Loth.
Es erfolge keine Erfassung über die Gesundheitsämter oder über die Gewerbeanmeldungen. Auch wer sich steuerlich registrieren lasse, könne nicht eindeutig zugeordnet werden, da Prostituierte sich unter anderen Berufsbezeichnungen wie Tänzerin oder Masseuse anmeldeten. Drei Hilfsorganisationen, die sich um Beratung oder Ausstiegshilfen kümmerten, werden vom Senat mit rund 600 000 Euro im Jahr unterstützt.
Bundesweit und so auch in Berlin sei ein Anstieg von selbstständig arbeitenden Prostituierten aus Bulgarien und Rumänien zu verzeichnen, hieß es. 2011 meldete die Polizei 79 Opfer von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung. Für 2012 liege die noch nicht veröffentlichte Zahl darunter.
Union und SPD wollen in einer großen Koalition härter gegen Zwangsprostitution vorgehen. Beide Seiten einigten sich auf Pläne, das Prostitutionsgesetz umfassend zu reformieren. nd/dpa
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