Verliebt, verlobt, verzockt

Japanerinnen und Japaner spielen leidenschaftlich gern Liebessimulationen

Mami Kajimura lächelt endlich in sich hinein. »Jetzt hat's geklappt«, sagt sie, »aber es wurde auch Zeit.« Wie sonst sollte die Reaktion ausfallen, wenn man endlich seinen Traummann erobert hat? Zumal es auch den ersten Kuss gegeben hat. Wirklich erlebt, gespürt, hat sie ihn aber nicht. Der charmante Herr hat pinkes, verzotteltes Haar, gelbliche Haut, sieht aus wie ein Zeichentrickcharakter und bewegt weder beim Sprechen noch beim Küssen auch nur irgendeinen Muskel. »Ich liebe ihn trotzdem«, grinst Kajimura über ihren Freund, der nur in ihrem Mobiltelefon existiert.

Mami Kajimura liebt den pinkhaarigen Traumkerl, weil es die Regeln so vorschreiben. Seit sie sich das Spiel »My Boy« vor einigen Wochen auf ihr Mobiltelefon geladen hat, ist es ihr Auftrag gewesen, den Mann zu erobern. Die erste Begegnung war noch holprig gelaufen. »Ich hatte nicht das richtige Outfit an.« Für 100 Yen (0,74 Euro) kaufte sie mit echtem Geld eine mod...


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