Namenspatron mit Nazi-Schatten

Der Fall Kopf bringt Niedersachsens SPD sehr in Bedrängnis

Kein Vorbild mehr ist Niedersachsens erster Ministerpräsident Hinrich Wilhelm Kopf. Das haben Historiker angesichts seiner Nazi-Vergangenheit erklärt. Dennoch raten sie von Straßenumbenennungen ab.

Der Sozialdemokrat Friedrich Ebert und der erste Bundespräsident Theodor Heuss würden sich vermutlich im Grabe umdrehen, wüssten sie, wen ihre Büsten im Landtag in Hannover zum Nachbarn haben: das Bronzehaupt eines Mannes, der sich vor seinen Nazi-Chefs brüstete, gewinnträchtig die Grabsteine eines jüdischen Friedhofs verkauft zu haben, zum Zermahlen für den Straßenbau. Hinrich Wilhelm Kopf war es, der sich dieses Geschäftes rühmte, der zur Zeit des Hitler-Terrors an der »Arisierung« der deutschen Wirtschaft mitwirkte und sich offenbar an Notverkäufen flüchtender Polen und Juden bereicherte.

Nach dem Krieg machte der SPD-Mann Politkarriere in Niedersachsen, war viele Jahre lang Ministerpräsident, starb 1961 in diesem Amt. Erst nach Jahrzehnten kamen seine Verstrickungen in das NS-Regime ans Tageslicht, vor einigen Monaten dokumentiert von der Politologin Teresa Nentwig. Doch ob Kopfs Büste in den Abstellraum wandert, ist offen...


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