Junger Hüpfer ein alter Hase

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.
Die LINKE nominierte für die Landtagswahl 2014 bislang nur wenige Kandidaten, die älter als Mitte 30 sind.

Während bereits alle CDU-Direktkandidaten für die Landtagswahl am 14. September 2014 aufgestellt sind, hat die LINKE mit der Nominierung ihrer Leute gerade erst bekommen. Für lediglich neun der insgesamt 44 Wahlkreise sind die Entscheidungen mittlerweile gefallen. Heute um 19 Uhr soll im Rathenower Kulturzentrum am Märkischen Platz 3 der Direktkandidat für den Wahlkreis 4 bestimmt werden. Es bewirbt sich Linksfraktionschef Christian Görke. Der Lehrer für Sport und Geschichte ist bekanntlich auch als Spitzenkandidat und als neuer Landesvorsitzender vorgesehen, worüber Ende Januar abgestimmt wird.

»Wir als LINKE Brandenburg unterbreiten den Bürgerinnen und Bürgern ein ausgewogenes personelles Angebot«, erklärt Landesgeschäftsführerin Andrea Johlige. Neben erfahrenen Genossen werden auch viele neue, kompetente, junge Kandidaten zum Team gehören, sagt sie. Allen gemeinsam sei »ein hohes Maß an Verankerung vor Ort«.

Die bereits nominierten LINKE-Kandidaten wohnen alle in ihrem jeweiligen Wahlkreis. Ihr Durchschnittsalter liegt bei nicht einmal 39 Jahren. Der 21-jährige Konstantin Gräfe aus Nuthetal (Wahlkreis 20 in Potsdam-Mittelmark) wird wahrscheinlich der jüngste Kandidat der Sozialisten sein. René Wilke, der für Frankfurt (Oder) aufgestellt wurde, ist auch erst 29. Die Landtagsabgeordneten Peer Jürgens (Beeskow) und René Kretschmar (Brandenburg/Havel), die wieder antreten, sind 33 beziehungsweise 34 Jahre alt. Dann wären da noch Sascha Krämer (Potsdam) mit 36 Jahren und Landesgeschäftsführerin Johlige (Nauen) mit ebenfalls 36 Jahren. Darüber hinaus schon aufgestellt sind die Direktkandidaten Madlen Bismar (Schwedt, 45 Jahre), Norbert Kunz (Falkensee, 55 Jahre) und Astrit Rabinowitsch (Wiesenburg, 60 Jahre).

Das Durchschnittsalter wird möglicherweise noch nach oben gehen, weil die Nominierung einer Reihe altgedienter Landtagsabgeordneter wie Anita Tack, Hans-Jürgen Scharfenberg und Ralf Christoffers noch aussteht. Andererseits sind für einige Wahlkreise auch noch weitere sehr junge Leute im Gespräch. Ein Generationswechsel kündigt sich an, der die Altersgruppe der Anfang bis Ende 40-Jährigen bis auf wenige Ausnahmen zu überspringen scheint. Es sind vor allem die Jahrgänge, die im Wendejahr Abitur machten oder studierten, die in der LINKEN schwach vertreten sind. In dieser Generation erzielen die Sozialisten bei Wahlen auch nur unterdurschnittliche Ergebnisse - und dies schon seit langer Zeit.

Doch Lebenserfahrung und Landtagserfahrung stehen zuweilen in einem ungewöhnlichen Verhältnis. Der 33-jährige Peer Jürgens gehört mit neun Jahren im Parlament schon zu den alten Hasen. Die 60-jährige Astrit Rabinowitsch zog erst vor sechs Wochen in den Landtag ein. Sie rückte nach für Kornelia Wehlan, als diese Landrätin von Teltow-Fläming wurde.

Eine Verjüngung bei den Kandidaten scheint für die Sozialisten kein so großes Problem zu sein wie vielleicht gedacht. Wahlkampfleiter Matthias Loehr sieht für die Zukunft eine andere Herausforderung. Acht von zehn Neueintritten in die Partei seien Männer und das mache sich auch bei Kandidaturen bemerkbar. Loehr hat mal überschlagen, dass von der Landtagswahl 2009 bis zur Landtagswahl 2014 neun Frauen die Linksfraktion verlassen haben oder verlassen werden. Bei den Männern kam der Wahlkampfleiter nur auf drei Abgeordnete.

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