Quietschende Zeitmaschine

In Istanbul bescheren Straßenbahnen aus DDR-Produktion Touristen so manches Déjà-vu

  • Jenny Becker, Istanbul
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Ein Stück DDR hat sich bis nach Istanbul gerettet und dreht hier seine Kreise. Die Straßenbahn im Zentrum von Kadıköy stammt aus Jena - Heimatstadt der Autorin.

Die Vergangenheit biegt quietschend um die Ecke. Sie kommt direkt vom Bosporus, schwenkt in die Söğütlü Straße und ruckelt gemächlich auf mich zu. Es ist ein einzelner Straßenbahnwagen. Ich starre ihn an. In Gelb fuhren solche Straßenbahnen durch meine Kindheit - in einem Land, das es nicht mehr gibt: DDR. Der Wagen bimmelt leise, bremst und öffnet ratternd die Türen. Einsteigen, bitte!

Diese Straßenbahn sieht nicht nur aus wie das Verkehrsmittel aus Kindertagen, sondern sie ist es auch! Eine Gotha Typ T57, aus dem thüringischen Jena, meiner Heimatstadt. Die Gothawagen waren die Einheitsstraßenbahnen der DDR. Als man sie in Jena nicht mehr brauchte, wurden sie verschrottet - und verkauft. Ein Stück Deutsche Demokratische Republik hat sich so bis nach Istanbul gerettet und dreht dort seine Kreise. Eine 2,6 Kilometer lange Runde durch die engen Straßen von Kadıköy, einem Stadtbezirk auf der asiatischen Seite der Stadt.

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