Gleise für die Sonntagstraße
Die Straßenbahnlinie 21 soll näher ans Ostkreuz rücken
Nach dem Willen von BVG und Stadtentwicklungsverwaltung soll die Straßenbahnlinie 21 künftig über einen Schlenker durch die Friedrichshainer Sonntagstraße das Ostkreuz direkt anbinden, statt wie bisher rund 350 Meter entfernt in der Boxhagener Straße den wichtigen Umsteigeknoten knapp zu verpassen. Das ist das Ergebnis einer Variantenuntersuchung, deren Ergebnis am vergangenen Donnerstagabend bei einer Bürgerversammlung vorgestellt wurde.
»Es geht darum, die innerstädtische Erreichbarkeit mit Straßenbahn und Bus zu verbessern«, sagt Matthias Horth von der Berliner Stadtentwicklungsverwaltung. Auch die Buslinie 240 soll mit einem Schlenker durch die Neue Bahnhofstraße den Bahnhof erreichen, um schließlich gemeinsam mit der Straßenbahn unter der Ringbahnhalle durchzufahren und die ursprüngliche Streckenführung an der Lichtenberger Marktstraße wieder zu erreichen. »Wer klagen will, muss sich noch etwas gedulden«, sagt Horth mit Blick auf die Gegner der Verlegung.
Die haben sich im Verein Travekiez-Ostkreuz zusammengefunden und streiten vehement gegen den Trassenbau durch die Sonntagstraße. Sie argumentieren, dass der Straßenbahnbetrieb den Aufenthaltswert der angrenzenden Grünflächen »unzweifelhaft herabsetzen« würde, zumal zwei neue scharfe Kurven erhebliche Lärmbelastungen zur Folge hätten. »Es kam das raus, was die Anwohner nicht wollten«, sagt Carsten Joost. Gelächter und Buhrufe erntet Claus-Eric Ott für den Hinweis auf die Gefahren des Linienverkehrs über den Bahnhofsplatz. Vergleiche mit dem Alexanderplatz lehnt er ab, schließlich verkehre die Bahn dort weitab der Menschenströme. Auch malt er den Untergang der Gastronomie in der Sonntagstraße aufgrund von Belieferungsproblemen an die Wand. Was ja in puncto Lärm eine große Entlastung darstellen würde.
Der Friedrichshain-Kreuzberger Baustadtrat Hans Panhoff (Grüne) zeigte sich sehr sozialpädagogisch, als er von »kleinräumigen privaten Sichtweisen, die vollkommen berechtigt sind«, sprach. Er lobte die »Bürgerbeteiligung auf einem sehr hohen Niveau.« Woran sicherlich das Bürgerforum Stralau einen hohen Anteil hat. In einer gemeinsamen Erklärung mit Organisationen wie dem Bündnis Megaspree, Verkehrs- und Umweltverbänden wie IGEB, VCD, BUND und den Naturfreunden setzt es sich für die Neubaustrecke ein.
Tobias Trommer vom Bürgerforum hat aber auch viele weitere Forderungen: Ersatz des lärmintensiven Kopfsteinpflasters, Flüstergleise, leise Straßenbahnen, eine Verringerung des Autoverkehrs durch Einbahnstraßenregelungen und eine Parkraumbewirtschaftung. Infolge der im Bau befindlichen Verlängerung der A 100 drohe ansonsten massiver Schleichverkehr. Wichtig für den Erhalt der Aufenthaltsqualität sei nach Ansicht von Baustadtrat Panhoff die Verhinderung des von der Bahn vorgesehenen Supermarktes. Den »Kollaps mit der Straßenbahn« sehe er nicht. »Ein Verkehrsplatz vor einem Bahnhof bleibt ein Verkehrsplatz vor einem Bahnhof. Das wird kein Spielplatz, da soll man doch keine Augenwischerei betreiben«, sagt Jutta Matuschek von der LINKEN.
»Schaffen wir es nicht, rechnerisch unter die Lärmgrenzwerte zu kommen, dürfen wir nicht bauen«, beruhigt Rainer Döge von der BVG. Nächstes Jahr möchte die Stadtentwicklungsverwaltung mit dem Planfeststellungsverfahren beginnen, Baustart könnte 2016 sein. Bevor das formelle Verfahren beginnt, wird es noch eine Bürgerbeteiligung zu den möglichen Straßenraumaufteilungen geben, verspricht Matthias Horth.
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