»In Russland fehlt eine Kultur der Solidarität«

Boris Kagarlitzki über die russische Linke, Pussy Riot, die Olympischen Spiele in Sotschi - und die Frage, warum es in seiner Heimat an Kämpfen für soziale Forderungen mangelt.

In Russland existieren eine Menge linker und kommunistischer Organisationen, ebenso hoffnungsvolle soziale Bewegungen, worüber wir in westeuropäischen Medien nur selten lesen. Wir haben bei Boris Kagarlitzki nachgefragt, wie es um die Linke in seinem Land bestellt ist.

nd: Die Linke in Russland scheint marginal, linkes Denken und Internationalismus werden von großrussischen Anschauungen überlagert. Herr Kagarlitzki, was ist heute in Russland links?
Kagarlitzki: Darauf eine eindeutige Antwort zu geben, ist schwierig. Ein echtes politisches Leben hat in Russland noch nicht begonnen. Wir haben zwei Parteien in der Duma, die dem Anspruch nach links sind: die Kommunistische Partei der Russischen Föderation (KPRF) und »Gerechtes Russland«. Aber das sind eigentlich mehr zwei kommerzielle Organisationen, die von der Macht die Aufgabe bekommen haben, politisches Leben zu simulieren. Die Programme von KPRF und Gerechtes Russland sind nicht mehr als Papier mit Buchstaben in schlechter Farbe. Es sind keine Programme, für deren Realisierung man kämpft.

Das heißt nicht, dass jedes Mitglied dieser Parteien ein Simulant ist. Ich kenne mehrere linke Abgeordnete, die versuchen, diese Parteien als politische...



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