Ärgere Dich ruhig!

Ulrich Schädler, Kulturhistoriker und Direktor des Schweizer Spielmuseums, lobt den zivilisatorischen Nutzen, den das Spiel haben kann. Wer dabei zu hassen beginnt, geht zu weit

  • Von René Gralla
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Der 55-jährige Dr. Ulrich Schädler ist Historiker und Archäologe - Spezialgebiet: Kulturgeschichte der Spiele. Seit 2002 leitet er das Schweizer Spielmuseum in La Tour-de-Peilz. Der Privatdozent habilitierte sich 2007 mit einer Schrift über König Alfons X. von Kastilien und Léon, genannt »der Weise« und dessen »Buch der Spiele« aus dem Jahre 1284. Schädlers Hauptinteresse gilt Spielen aus griechischer und römischer Zeit.

Ulrich Schädler, Kulturhistoriker und Direktor des Schweizer Spielmuseums
Ulrich Schädler, Kulturhistoriker und Direktor des Schweizer Spielmuseums

nd: Kann reines Spiel - diese leichte, weil per definitionem »spielerische« Sache schlechthin - zugleich negative Emotionen bis hin zu richtigem Hass in uns wecken?
Schädler: Negative Emotionen - ja. Allerdings glaube ich, dass Hass in diesem Zusammenhang wohl nicht ganz das passende Wort ist.

Aber wir sagen doch nicht selten nach bösen Klatschen am Brett: Ich hasse diesen Typ, der dauernd gewinnt!
Das sind Floskeln, die man benutzt. Aber eigentlich liegt der Zweck des Spiels gerade darin, dass wir negative Gefühle gegenüber den anderen in der Runde sublimieren. Das ist schließlich der Unterschied zu einer echten feindlichen Auseinandersetzung. Einen Feind hasst man, aber beim Spiel sind die Gegner eben keine Feinde, sondern bloß Gegner. Das ist ein wichtiger Unterschied, und die Spieler müssen lernen, genau diesen Unterschied zu machen.

Gelingt das immer? Im Schach - dessen Fans gerne vom Spiel der Spiele sprechen -...




Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.