Ägyptens Polizei stürmt Campus
Student bei Unruhen in Kairoer Universität getötet
Kairo. Bei schweren Zusammenstößen zwischen oppositionellen Studenten und Sicherheitskräften ist am Wochenende in Kairo ein Student getötet worden. 29 weitere Personen erlitten nach Angaben des Gesundheitsministeriums Verletzungen. Zu den Unruhen auf dem Gelände der Kairoer Al-Azhar-Universität kam es, als Anhänger der verbotenen Muslimbruderschaft am Samstag, zu Beginn der Prüfungszeit, die Zugänge zur Universität blockierten. Die Studenten wollten damit gegen die zunehmende Unterdrückung der islamischen Parteien durch die Behörden protestieren.
Die Krawalle dauerten das ganze Wochenende über an. Ein Trakt im Gebäude der Handelsfakultät brannte aus. Die für Aufstandsbekämpfung vorgesehene Sonderpolizei stürmte am Sonntag den Campus im Kairoer Außenbezirk Nasr City. Die Polizei nahm nach eigenen Angaben mehr als 100 Studenten fest. Sie sollen mit Schrotgewehren und Brandsätzen bewaffnet gewesen sein. Ihnen droht nun eine Anklage auf Grundlage des Terrorismusparagrafen, da die Regierung die Muslimbruderschaft zur terroristischen Vereinigung erklärt hatte.
In Anschas, 100 Kilometer nördlich von Kairo, explodierte am Sonntag eine Autobombe vor einem Gebäude des Militärgeheimdienstes. Dabei wurden vier Soldaten verletzt. Am Dienstag waren bei einem Selbstmordanschlag auf die Polizeizentrale in der Nildelta-Stadt Al-Mansura 16 Menschen getötet worden. Zu dem Terrorakt hatte sich die Al Qaida nahestehende Gruppe Ansar Beit al-Makdis bekannt.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisierte die Einstufung der Muslimbruderschaft als terroristische Vereinigung scharf. »Die Regierung scheint allein vom Wunsch motiviert zu sein, eine große Oppositionsbewegung zu zerschlagen«, hieß es in einer Erklärung, die am Samstag in New York veröffentlicht wurde. Die ägyptische Regierung hatte die Muslimbruderschaft am Mittwoch unter ausdrücklicher Berufung auf den Anschlag von Al-Mansura zur terroristischen Vereinigung erklärt. dpa/nd
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