Stromnetz im Meer

  • Martina Rathke
  • Lesedauer: 2 Min.
Im »Dreiländereck der Ostsee« soll erstmals eine grenzüberschreitende Leitungsverbindung unter Einbindung von Offshore-Windparks geschaffen werden.

Strom zwischen Skandinavien und Zentraleuropa soll künftig auch über ein Offshore-Stromnetz in der Ostsee fließen können. Der deutsche Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz Transmission und der dänische Netzbetreiber Energinet.dk planen im Areal Kriegers Flak, dem »Dreiländereck der Ostsee« von Deutschland, Dänemark und Schweden, den Bau einer Stromleitung, die erstmals zwei nationale Offshore-Windparks miteinander verbindet. »Die Einbindung von Offshore-Windparks von zwei Staaten in eine sogenannte Interkonnektorenlösung hat Pilotcharakter für Europa«, sagte der zuständige Projektleiter von 50Hertz, Sebastian Wagner.

Bislang sind Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee nur an das jeweilige nationale Festlandnetz angebunden. Wegen seines Beispielcharakters wird das Projekt »Kriegers Flak Combined Grid Solution« von der EU mit bis zu 150 Millionen Euro gefördert. Es könnte als Modell für künftige Offshore-Stromnetze in der Ostsee, Nordsee und im Mittelmeer dienen, sagte Wagner.

Das Flachwassergebiet Kriegers Flak liegt rund 30 Kilometer nordwestlich von Rügen. Dort haben Schweden, Dänemark und Deutschland sogenannte »Ausschließliche Wirtschaftszonen«, in denen nationale Behörden Eignungsgebiete für Offshore-Windparks ausgewiesen haben und Energieunternehmen Offshore-Windparks errichten wollen.

Über eine Konverterplattform und zwei parallel verlaufende 150-Kilovolt-Seekabel sollen von 2018 an ein dänischer Windpark mit einer Leistung von 600 Megawatt und der bereits in Bau befindliche deutsche EnBW-Windpark »Baltic 2« (288 Megawatt Leistung) miteinander gekoppelt werden. Die beiden Windparks liegen rund 15 Kilometer voneinander entfernt. Das technische Konzept sieht Erweiterungsmöglichkeiten für zusätzliche Stromverbindungen vor.

Der sogenannte »Offshore Interkonnektor« birgt nach Angaben von 50Hertz viele Vorteile: Zum einen würden über diese Verbindung nationale Strommärkte miteinander verbunden. Es könne Stromhandel betrieben werden, der zu einer größeren Durchlässigkeit der Strommärkte und in der Folge auch zu niedrigeren Strompreisen beitrage, wie Wagner sagte.

Zudem kann demnach der stark variierende Strom aus den Offshore-Windparks in verschiedene Richtungen - nach Skandinavien oder Deutschland - abgeleitet werden, ohne die Erzeugung des Ökostroms zu reduzieren. Bislang muss häufig bei Starkwind die Erzeugung von Strom aus Windkraft gedrosselt werden, um eine Überlastung der Netze zu verhindern. »Jede Verbindung zu anderen Verbrauchermärkten ist ein Beitrag zur Optimierung der Netze«, sagte Wagner. Bläst kein Wind, kann über diese Leitung Strom aus Wasserkraft von Skandinavien nach Deutschland geleitet werden. dpa/nd

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