Blue Card? Nein, danke
Regina Stötzel über Kapitalinteressen, Fachkräfte und Menschen
Armes Deutschland! Trotz bester Voraussetzungen und aller erdenklicher Anstrengungen des Kapitals, die Lohnarbeiterschaft in aller Welt zu möglichst willenlosen Kreaturen zu formen, die, vollständig flexibel und jederzeit verfügbar, ihren Dienst tun, ansonsten die Klappe halten und nur froh darüber sind, dass ihnen die so genannten Arbeitgeber ihre Arbeitskraft nehmen, hat man es doch immer noch mit Menschen zu tun. Ja, es handelt sich sogar um Individuen mit eigenen Vorstellungen und Plänen, die nicht auf Bestellung das hiesige Bruttosozialprodukt mehren wollen.
So klagen Unternehmer und Frank-Jürgen Weise, der Chef der Bundesagentur für Arbeit, über die fehlenden Fachkräfte und die bescheidene Nachfrage von Hochqualifizierten aus Nicht-EU-Staaten nach der Blue Card, die bei einem Jahresgehalt von 46 400 bzw. 36 200 Euro eine Beschäftigung in Deutschland ermöglicht. Während die Wirtschaft munter danach rufen kann, die Bedingungen für den Erhalt der Blue Card zu erleichtern, hat Weise, der Vermittlungserfolge seiner Agentur vorweisen muss, noch andere Probleme: EU-Bürger, die an sein Hartz IV wollen, und deutsche Hochqualifizierte, die nicht dahin umziehen, wo die Jobs sind. Zu regeln, dass nur die Richtigen kommen und das auch noch freiwillig, ist eine knifflige Sache. Die Sache mit den Menschen.
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!