Das Gedächtnis des Körpers

Wissenschaftler erforschen das komplexe Wechselspiel von genetischen Anlagen, sozialer Umwelt und Verhalten

Auf die forsche Frage des Philosophen Immanuel Kant: »Was ist der Mensch?« haben Anthropologen bis heute keine abschließende Antwort gefunden. Aber sie können in gebotener Bescheidenheit zumindest sagen, was der Mensch nicht ist, nämlich weder eine Marionette seiner genetischen Anlagen noch ein Wesen, dessen Fähigkeiten und Begabungen durch äußere Einflüsse beliebig formbar sind. Vielmehr besteht zwischen Genen, Umwelt und Verhalten eine komplexe Wechselbeziehung, der eine dialektische Struktur innewohnt. Es verbietet sich daher, die individuelle Ausprägung menschlicher Eigenschaften als Summe von genetischen Anlagen und Umwelteinflüssen darzustellen, obgleich es an Versuchen dieser Art weiterhin nicht mangelt.

So kann man gelegentlich lesen, dass die Intelligenz eines Menschen zu 50 Prozent von seinen Genen und zu 50 Prozent von seiner Umwelt abhänge. Solchen oder ähnlichen Formulierungen widersprach der kanadische Psychologe...


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