Ärger über Tunnel im Mauerpark

Anwohner fühlen sich übergangen und befürchten eingeschränkte Nutzung

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 3 Min.
Ab 2016 soll im Mauerpark ein Wasserspeicher entstehen. Der Bezirk Pankow nimmt einstige Bedingungen dafür zurück.

Im Mauerpark sorgt jetzt ein zweites Bauprojekt für Ärger. Neben dem Wohnprojekt nördlich des Gleimtunnels ist auch die Anlage eines riesigen Wasserspeichers unter dem Park umstritten. Den wollen die Berliner Wasserbetriebe ab 2016 errichten, um das Abwasser, das bei starkem Regen die Kapazität der Pumpwerke übersteigt, zwischenzuspeichern, damit es nicht wie derzeit ungeklärt in Panke und Spree fließt. Der sogenannte Stauraumkanal soll unterirdisch von einer Tunnelbohrmaschine gegraben werden, für die es aber eine große Startbaugrube am Parkeingang Eberswalder Straße geben wird. Eine kleinere Baugrube für ein Pumpwerk ist an der Gleimstraße geplant.

Um die Nutzung des Parks möglichst wenig einzuschränken, hatte sich der Bezirk Pankow bisher gegen eine durchgängige Bauzeit ausgesprochen und verlangt, sie auf die Wintermonate zu begrenzen. Im Sommer sollten die Baugruben abgedeckt werden. Doch diese Variante würde die Bauzeit von zwei auf fünf Jahre verlängern und die Kosten um drei auf 14 Millionen Euro hoch treiben. »Das kann man keinem vermitteln«, erklärte nun Pankows Baustadtrat Holger Kirchner (Grüne). Der Sinneswandel trat ein, seitdem die Wasserbetriebe wieder vollständig dem Land gehören. »Das heißt, wir alle würden den Preis für die Verlängerung der Bauarbeiten bezahlen.« Die Einschränkungen für die Besucher hält Kirchner für »eher gering«.

Das sehen die »Freunde des Mauerparks« anders. Der Anwohnerverein wirft dem Stadtrat vor, seine Versprechen zu brechen, die da lauteten: Keine Baugruben innerhalb des Parks und Bauarbeiten nur während der Winterzeit. Als die Wasserbetriebe im September ihre Planungen mit der fußballfeldgroßen Baugrube am Haupteingang vorstellten, war die erste Zusicherung vergessen, nun die zweite, ärgert sich Vereinsvorsitzender Alexander Puell.

»Das Argument, bei einer Großbaustelle Geld sparen zu wollen, wird in Berlin angesichts des BER niemanden mehr überzeugen«, lästert Puell und weist Kirchners Einschätzung zurück, der Park würde vor allem von »Partyvolk« besucht. »Anwohner, Parkbesucher und Touristen aus der ganzen Welt lässt er damit außer Acht.« Auch die vielen Fahrradfahrer, die den Park täglich durchqueren, würden mit der Großbaustelle eine wichtige Verbindung verlieren. 45 000 Besucher habe der Park an einem Sonntag. Wenn der Haupteingang wegen der Baugrube geschlossen wird, werde es schwierig, die in den Park zu führen. Puell fordert einen Runden Tisch mit den Betroffenen, um eine Alternative zu finden, »die die Interessen von Anwohnern, Parkbesuchern und Gewerbetreibenden mit den ökologischen Zielen in Übereinklang bringt«.

Denn an dem Sinn des Projekts zweifeln auch Mauerpark-Freunde nicht. Nach starken Regenfällen verursacht ungeklärtes Abwasser Sauerstoffmangel und Fischsterben in den Gewässern. Der 725 Meter lange Speicher unterm Mauerpark, der die Kanalisation zwischen der Eberswalder und Gleimstraße verbindet, soll 7000 Kubikmeter Regenwasser sammeln, die später ins Klärwerk gepumpt werden. Ähnliche Projekte, gibt es auch in anderen Stadtteilen. Die Wasserbetriebe wollen ihre Park-Baustelle möglichst so gestalten, »dass die nicht als Störenfried empfunden wird«, so Sprecher Stephan Natz. Sie könnte als eine Art Schaustelle gestaltet werden, von der aus man, ähnlich wie bei der Verlängerung der U 5, in die Röhre schauen kann. Und wenn alles fertig ist, gibt's Tunnelführungen.

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