Löschstreik nach Angriff auf Feuerwehrmann
Essens Rettungskräfte setzen künftig stärker auf Eigenschutz
War es ein Zeichen von ganz oben, alles andere als ein stiller Protest, oder, wie man es im Ruhrgebiet zu nennen pflegt, eine klare Ansage? Wie auch immer: Am Freitagabend schlug ein Blitz in Essens höchsten Kirchturm ein, kürzte ihn qua Brand um fünf Meter. Nur dank einer dramatischen Rettungsaktion konnten wenigstens die unteren 69 Meter des Turms der Pfarrkirche St. Hubertus und Raphael gerettet werden.
Triftiger Grund der etwaigen übernatürlichen Zornesaktion: Am selben Tag hatte Essens Ordnungsdezernent Christian Kromberg angekündigt, Feuerwehrleute unter bestimmten Bedingungen von Löscheinsätzen zurückzuziehen. »Dann brennt die Bude eben ab«, so der Christdemokrat lapidar.
Hintergrund ist eine offenbar gezielte Attacke auf einen freiwilligen Feuerwehrmann: In der Nacht zum 1. Januar war der Retter bei einem Einsatz mit einer Silvesterrakete beschossen worden - die seitdem in der personell ausgedünnten Lokalpresse konsequent »Feuerwehrrakete« genannt wird. Das 40-jährige Opfer erlitt einen Nasenbeinbruch sowie ein Knalltrauma. Zusammen mit seinen Kollegen hatte der Feuerwehrmann einen Brand löschen wollen, der bei einem Einbruch in einem Supermarkt entstanden war. Gestohlen worden war Alkohol. Die Polizei sucht noch nach dem Täter oder den Tätern.
Nach der Attacke ist das Entsetzen groß in der Ruhrmetropole. So träumen Vertreter von SPD und FDP von einem Mix aus Prävention und Repression, um vergleichbare Taten künftig zu verhindern.
In Internetforen befürchten hingegen Bürger, ein Rückzug der Feuerwehr würde die Falschen treffen, nämlich Brandopfer und Verletzte. Das seien jedoch nicht diejenigen, die Helfer und Einsatzkräfte attackieren würden.
Ein ganz ähnlicher Fall spielte sich an Silvester in Mainz ab, wo Feuerwehrleute und Polizisten mit Böllern beworfen wurden. Auch in anderen Teilen der Republik häufen sich die Klagen über Angriffe auf Polizeibeamte und Rettungskräfte. So wurden 2013 sogar Notärzte mit Eisenstangen und Messern angegriffen. Und in Leipzig schlug bereits Mitte 2010 ein Patient nach der Behandlung auf den Arzt ein, der in seinem Bulli die Flucht ergriff.
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