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Planschen für die Unterschicht
Stephan Fischer wünscht sich freie Schwimmbahnen für alle
Morgens und abends waren die Schwimmbäder voll. Viele Berliner wollten etwas für ihre Gesundheit tun, den meisten blieb dafür aber nur vor oder nach der Arbeit Zeit. Nicht nur für Angestellte übrigens, auch Studenten finden in der Ära von Turboabschlüssen keine Zeit, tagsüber ihre Schwimmbahnen zu ziehen. Aber nicht nur die Zeiten, auch die günstigen Preise sorgten für volle Becken.
Nun aber mit teils massiv höheren Preisen die Auslastung zu lenken, wie es die Bäder-Betriebe und deren Aufsichtsrat, Sportsenator Henkel, versuchen, ist nicht nur zu kurz gedacht, sondern vor allem unsozial. Die Schwimmer bleiben am Morgen und am Abend weg. Sie kommen auch nicht am Mittag wieder.
Berlins Bäder sind im Vergleich zu anderen Großstädten jetzt bereits schlecht ausgelastet. Das liegt nicht daran, dass hier weniger Leute schwimmen möchten als anderswo. Bei den niedrigen Berliner Einkommen folgt auf höhere Preise schlicht eines: Die Menschen bleiben weg. Die Bäderbetriebe haben mit zwei Preissteigerungen innerhalb eines Jahres die Schwimmbäder mit dem Bade ausgeschüttet und sicher bald auch geleert.
Wenn der Bäderchef argumentiert, dass vor allem die »oberen Schichten« die Infrastruktur der Bäder nutzen, die »Unterschicht eher freizeitorientiert« ist, kann man das neue Preissystem auch so interpretieren: Freie Bahn für wenige, die es sich leisten können. Für alle anderen bleibt das Planschen. Zuhause in der Badewanne.
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