Anzeige gegen Polizei nach Vorwürfen von Flüchtlingsaktivistin
Festnahme einer Sudanesin in Berlin ist Gegenstand von Ermittlungen
Die Vorwürfe von Napuli Paul Langa gegen Polizeibeamte wiegen schwer. Gegenüber »neues deutschland« hatte die sudanesische Flüchtlingsaktivistin vom Oranienplatz in Kreuzberg erklärt, sie sei während und nach einer Festnahme im Zuge einer BVG-Fahrscheinkontrolle am U-Bahnhof Hermannplatz und später in Polizeigewahrsam misshandelt und rassistisch beleidigt worden. Nach nd-Informationen will Langa über ihre Anwältin »zeitnah« eine Anzeige gegen die Polizisten einreichen – theoretisch hat sie dafür drei Monate Zeit. Unterdessen erstattete offenbar aufgrund der Berichterstattung zu dem Fall eine dritte Person Anzeige wegen Körperverletzung im Amt gegen die eingesetzten Polizisten. Gegen Langa selbst wird wegen gefährlicher Körperverletzung und Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte ermittelt, sie soll während des Vorfalles einen Polizisten geschlagen und gebissen haben.
Da jetzt auch eine Anzeige gegen die Beamten vorliegt, muss die Polizei Ermittlungen zu den Vorwürfen Langas aufnehmen. Interne Nachforschungen »von Amts wegen« nur aufgrund der Berichte in den Medien hatte die Behörde noch am Dienstag abgelehnt, obwohl die Polizei dies in schweren Fällen durchaus machen könnte, wie Polizeisprecher Stefan Redlich einräumte. Polizeipräsident Klaus Kandt hatte aber auch vor Eingang der Strafanzeige bereits den Auftrag erteilt, dass die befassten Dienststellen den Ablauf der Festnahme darstellen sollen. »Der Polizeipräsident will sich selber ein Bild machen«, sagte Redlich.
Weitere Aufklärung erhofft sich die Polizei von der Sichtung der Videos, die die BVG in der Bahn und auf dem Bahnhof von der eskalierten Situation zwischen der Flüchtlingsdelegation, die am Freitag auf dem Weg zu Verhandlungen mit Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) war, sowie Kontrolleuren und Polizisten gemacht hat. Die tonlosen Filme hat die BVG laut Sprecherin Petra Reetz übergeben. »Die Szene im Zug wirkt noch wie eine ganz normale Kontrolle«, sagte Reetz. Das Unternehmen bedauert dennoch die »unnötige Eskalation«.
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