Große Not, es nieselt

Sechs Stunden »Hamlet« am Burgtheater Wien. Regie: Andrea Breth

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.

Dieser Wehmutsschauspieler mit den großen Augen! Schaut so zart und unheimlich in die Luft, als warte er auf vorüberfliegende Schmetterlinge, um sie zum Selbstmord zu verführen. Als sollten sie sich in diese Augen stürzen wie Empedokles in den Vulkan. Schmetterlinge oder, noch besser, alle Menschen rundum, die so sorgenvolle Blicke auf ihn werfen. Ja, werfen. Er spielt Slalom zwischen tötenden Blicken.

Wenn die Theologie nicht zu ergründen weiß, wer einsamer sei, Gott oder Mensch - wer diesen aggressiv schlenkernden, in den gespielten Wahn hineinschlingernden Hamlet von August Diehl sieht, der versteht, dass es der Mensch ist. Jemand, der alles weiß, ohne sich dessen bewusst zu sein, ist Künstler. Jemand, der von allem ein klares Bewusstsein hat, auch wenn er nichts weiß, ist Philosoph. Dieser mümmelnde, lümmelnde Hamlet im schwarzen Schlabberlook derer, die in solcher Uniform lange nach ihm kommen - er weiß alles, ist sich üb...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.

- Anzeige -
- Anzeige -