Gondeln von Stralau nach Zenner

Historisches Boot für zwölf Fahrgäste geht in diesem Sommer an den Start

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 2 Min.
In einer Gondel über die Spree schippern wie vor über 100 Jahren: Mit einem nachgebauten historischen Schiff können bald Passagiere von der Stralauer Halbinsel ans Treptower Spreeufer und zurück gelangen. An dem 13 Meter langen Gefährt wird derzeit noch gewerkelt. Nachdem die Jungfernfahrt schon einmal verschoben werden musste, nimmt die Gondel zum »Straulauer Fischzug« am 24. August ihren Betrieb auf. In einer engen Werkhalle in Grünau ist das Schiff aufgebockt. Glänzend streckt sich der hölzerne Rumpf über den Bohlen. Mehr als 600 Kupfernieten halten den Körper aus Douglasie zusammen. Von unten betrachtet, wirkt die Gondel schon wie fertig. Aber das täuscht. Wer die Leiter erklimmt, kann hineinschauen in den geräumigen Rumpf, in dem es aussieht wie in einer Tischler-Werkstatt. Bretter und Leisten liegen herum, Hobel, Feilen, Sägen und Bohrer. Die Rahmen für die Bänke sind montiert. »Wir haben die Sitzflächen noch einmal herausgenommen und lackieren sie gerade«, sagt Robert Stolzenau. Der 23-Jährige gehört als Vorarbeiter zu den erfahrenen Gondelbauern. Seit Beginn des Nachbaus vor fast zwei Jahren sitzt er mit im Boot. Anfangs auf einem Gelände am Osthafen, unterstützt vom Evangelischen Verein zur Förderung der Initiativen gegen Arbeitslosigkeit Berlin-Steglitz e.V. (eviga). Mit ehemals zwölf arbeitslosen Jugendlichen und zwei professionellen Schiffbauern ging das Projekt an den Start. Inzwischen wechselte der Träger, und die Union Sozialer Einrichtungen (USE) gGmbH übernahm den Ausbau. Mit sieben vom Jobcenter Friedrichshain-Kreuzberg geförderten Arbeitskräften und drei Profis wird das Schiff für seinen Einsatz fit gemacht. Die Idee, eine Gondel über die Spree fahren zu lassen, stammt vom Friedrichshain-Kreuzberger Wirtschaftsstadtrat Lorenz Postler (SPD). Der pensionierte Ingenieur Günter Pohlandt entwickelte aus alten Unterlagen verschiedener Modelle des 19. und 20. Jahrhunderts ein modernes Schiff. Es ist den historischen Booten nachempfunden, sieht auch äußerlich wie seine Vorgänger aus, wird aber im Innern den heutigen Bedingungen angepasst: Zu rudern oder staken braucht niemand mehr, die Gondel bewegt sich mit Hilfe eines Dieselmotors. Ursprünglich war ein Elektromotor geplant, aber der Platz für die Akkus hätte nicht gereicht. Nach langem Hin und Her steht nun die USE als Betreiber fest. Ab 24. August ist die Gondel zwischen Stralauer Halbinsel und dem Biergarten Zenner unterwegs. Jeweils zwölf Personen dürfen mitfahren. »Denn dann reicht ein erweiterter Sportbootführerschein, um das Schiff zu führen«, erklärt USE-Geschäftsführer Wolfgang Grasnick. Fahrkarten werden nicht verkauft. Die gemeinnützige Gesellschaft setzt auf »einen freiwilligen Bonus, den jeder Fahrgast zahlt«. Auf Stralauer Seite wird in den nächsten Wochen noch ein Anleger gebaut.

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