Erinnerung ans Winterchaos
Aber laut S-Bahn noch keine »typischen Winterprobleme«
Schon auf den Bahnhof zu kommen ist nicht so einfach: Der abgefallene Schneematsch von den Schuhen der Fahrgäste bildet eine seifige, rutschige Schicht auf der Treppe. Ein älteres Paar stützt sich gegenseitig, aber auch die anderen Fahrgäste bewegen sich höchstens in Tippelschritten.Oben auf dem Bahnsteig fällt das Laufband auf dem Fahrtzielanzeiger ins Auge, das seit Tagen die gleiche Warnung zeigt: »Achtung! Glatteis! Vorsicht beim Ein- und Aussteigen!«
Sobald Schnee und Eis in Berlin Einzug halten, bedeutet dies fast jedes Jahr den ganz normalen Ausnahmezustand. Bei der S-Bahn sorgte am Mittwochmorgen eine Meldung im sozialen Netzwerk Twitter für ungute Erinnerungen an vergangene Pannenwinter: »Sorry, leider kommt es im gesamtem S-Bahn-Netz zu Verspätungen und Teilausfällen aufgrund mehrerer Störungen.« Was sich wie der Vorgeschmack auf chaotische Zustände las, relativierte der Sprecher der Berliner S-Bahn, Ingo Priegnitz, gegenüber »nd«: »Wir haben zurzeit keine typischen Winterprobleme.«, die Meldung sei sehr unglücklich formuliert.
Berlin (dpa/bb) - Durch den Kälteeinbruch ist eine Schiene im Berliner S-Bahnnetz gebrochen, so dass es am Mittwochnachmittag zu Zugausfällen kam. Die Schiene in der Nähe des Ostkreuzes sei provisorisch repariert worden, sagte ein Bahnsprecher. Züge konnten die Stelle nur langsam passieren. Es kam zu Verspätungen und Verzögerungen.
Fahrgästen wurde empfohlen, die U-Bahnlinie 5 ab Alexanderplatz Richtung Lichtenberg zu nehmen. Die Schiene sollte in der Nacht zu Donnerstag ausgetauscht werden. Temperaturschwankungen wie in den zurückliegenden Tagen würden dem Stahl der Schienen zusetzen, so der Sprecher.
Es gab zwar vereinzelte Störungen im Netz, von einem großflächigen Ausfall könne aber überhaupt keine Rede sein: Von 530 Viertelzügen, die laut Plan im Einsatz sein sollten, seien am Morgen ganze drei ausgefallen. Dieser Wert sei absolut im Rahmen des Üblichen. Natürlich könne es bei diesen Temperaturen zu längeren Fahrt- und Haltezeiten kommen. Für diese sind teilweise vereiste Türen verantwortlich, die dann von Hand verschlossen werden müssen. Außerdem steigen bei Schnee und Eis die Fahrgastzahlen stark an, was zu längeren Haltezeiten an den Bahnhöfen führt. Besonders dann, wenn alle schnell einsteigen wollen, bevor Fahrgäste aussteigen können. Priegnitz gibt sich aber vorsichtig optimistisch: »Wir haben 100 Millionen Euro in die Fahrzeuge investiert, um sie winterfester zu machen. Bei der Baureihe 481 sind die Fahrmotoren ausgetauscht und die Besandungsanlagen erneuert. Die jetzige Witterung ist für die Züge nicht sehr problematisch. Fünf bis zehn Minuten länger sollte man jetzt aber einplanen.«
Viele Berlinerinnen und Berliner nutzen aber mittlerweile während des gesamten Winters das Fahrrad. Die Fahrradwege werden aber oft zum Problem, auf ihnen liegen Schnee- und Eisflächen. Sie werden oft nur sporadisch oder sehr spät geräumt. Oftmals werden Schneehaufen und Eisbrocken sogar auf die Radwege geschoben. »Wir raten deshalb, zusammen mit den Autos auf den meist besser geräumten Fahrbahnen zu fahren«, erklärt Eva-Maria Scheel, die Berliner Landesvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC). »Selbst bei benutzungspflichtigen Radwegen und Radfahrstreifen entfällt die Benutzungspflicht, falls sie nicht ordnungsgemäß geräumt wurden«, so Scheel weiter. Zur vorsichtigen Fahrweise vor allem in Kurven, reflektierender Kleidung, einer verkehrssicheren Beleuchtung sowie zu speziellen Winterreifen rät der Verband ebenfalls.
Mängel bei der Beseitigung von Schnee und Eis können über ein spezielles Beschwerdeformular direkt über die Internetseite an die Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) weitergegeben werden. Die ist angesichts der Wetterlage weiterhin rund um die Uhr im Einsatz, 2100 Mitarbeiter und 480 Fahrzeug sind in mehreren Schichten unterwegs. Die Arbeiten konzentrieren sich zurzeit aber vor allem auf die großen Hauptverkehrsstraßen. Priorität haben Straßen, die von Bussen- und Straßenbahnen genutzt werden. In den letzten Tagen war es in einigen Außenbezirken wie Marzahn zu Verspätungen und Ausfällen von Busfahrten gekommen.
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