Das Leben der anderen
Nurkan Erpulat inszeniert »Kinder der Sonne« am Maxim Gorki Theater in Berlin
Das Haus gleicht einer Festung, allerdings mit noch unsichtbaren Mauern. Hier lebt - nein, arbeitet, forscht und denkt - der Professor Pawel Protassow mit seinem Anhang. Sogar das Jahr, indem »Kinder der Sonne« spielt, hat Maxim Gorki präzise datiert: 1892. Es ist jene Zeit, da das rückständige Russland zu den entwickelten Ländern Europas aufzuschließen versucht. Die Leibeigenschaft ist abgeschafft, man hat Grund, optimistisch zu sein. Wird nicht alles immer menschlicher, immer besser, wenn auch nur langsam?
Das glaubt der Aufklärungsoptimist Protassow. In den Dienst des großen Menschheitsverbesserungs-Projekts hat der Biochemiker sein Leben gestellt. Ist das nicht ein glücklicher Mensch mit einer Mission? Doch Gorki schreibt »Kinder der Sonne« 1905, im Jahr der gescheiterten Revolution, aus dem die in Russland Herrschenden nichts anderes gelernt hatten, als die Repressionen zu verschärfen. Das Stück sollte eine Warnung sein, ...
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