Die Kopien des Brutus

»Willy Brandt - die ersten 100 Jahre« am Theater Lübeck

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Das Grauen gehört zu den tückischen Möglichkeiten der Fantasie: Man stelle sich ein Theaterstück über den SPD-Mann Sigmar Gabriel vor. Dann doch lieber eines über Gunter Gabriel - da wäre in der Aura zumindest weniger Sang- und Klangloses.

Aber Willy Brandt vielleicht? Der Charismatische, der im Betrieb ein Fremder war? Der Sieger, der aufsteigend stürzte, und der in der Niederlage ein Erhobener blieb? Der noch in seinen Fehlern einer sein durfte, den Verehrung nicht verließ? Einer mit Selbstversuchungen mitten in der Parteimenge und mit Fluchtbedürfnissen mitten im Amt. In all seinen Lebensfarben ein Gran Düsternis. Bei keinem Politiker sonst war vorstellbar, was bei Shakespeare noch die größten Schurken zu bewegenden Menschen macht: Es gibt Momente, da sie, ganz allein, ins Gespräch mit dem Universum kommen. Solche Momente stoßen dich aus der Welt, auch wenn du scheinbar zurückkehrst zu ihr. Es bleibt in beträchtlichen Teile...


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