Hells Angels versus Bandidos versus Satudarah versus ...
Nicht nur im Ruhrgebiet bekämpfen sich konkurrierende Rockerbanden
»Rocker-Mord in Berlin: Acht Schüsse in fünf Sekunden«; »Polizei befürchtete offenen Rockerkrieg in Duisburg«; »Ermittlungen zu Rachemord« - das sind nur drei Schlagzeilen der letzten Woche. Das Leben in Hells Angels- oder Satudarah-Kutte ist kein Ringelpietz mit Anfassen. Schließlich sollen sich die Rocker überwiegend mit organisierter Kriminalität finanzieren.
In Duisburg stand in diesen Tagen der ehemalige lokale Boss des Satudarah MC, Ali Osman, vor Gericht. Der Vorwurf: unter anderem Drogenhandel und Schmuggel kriegstauglicher Waffen. Osman legte ein umfassendes Geständnis ab. Früher undenkbar - weil ein klarer Bruch mit dem »Ehrenkodex« der Szene. Der 37-Jährige hat offenbar auch über die Geschäfte seines MC und Strukturen der Szene geplaudert. Seine einstigen Kameraden rief er zum Szeneausstieg auf. Er wolle sich um seinen kranken Sohn kümmern, begründete Osman, bürgerlich Yildiray K., dieses Verhalten.
Eine Premiere - noch nie habe ein Rockerboss dermaßen nachhaltig ausgepackt, schwärmt man in der Duisburger Staatsanwaltschaft. Auch in den Niederlanden, Stammsitz der Rocker, wird nun ermittelt. Unter anderen gegen einen dortigen Satudarah-Hochrangigen - wegen dreifachen Mordes. Osman selbst soll seine Tatbeteiligung an einem Maschinenpistolenattentat auf einen Hells Angel zugegeben haben, aber bestreiten, für einen Handgranatenanschlag auf ein Lokal der konkurrierenden Rocker mitverantwortlich zu sein.
Sein MC, der bis dahin »Brotherhood Clown Town« (»Bruderschaft Clown-Stadt«) hieß, hatte sich 2012 den Satudarahs angeschlossen, um an »bessere und billigere Drogen« zu kommen. Das sei »der Sinn von Rockern«, so eine Zeuge. In Holland hatte der mitunter als kriminelle Vereinigung eingestufte, aber nicht verbotene Club die Hells Angels verdrängt. Dort hatten die Hells Angels sich nicht an Absprachen gehalten, betreffend unter anderem die Aufteilung von Rotlichtbezirken. Der Anfang vom Ende der Höllenengel im Polderland.
Osman prognostizierte dasselbe für Deutschland, sprach von einem »Rockerkrieg«. Zeitweilig sollen die Satadurah zusammen mit den Bandidos gegen die Hells Angels kooperiert haben. Oder war es doch eher ein Dreikampf aller gegen aller? Lange schien das unklar. Mehrere brutale Angriffe mit Stich- und Schusswaffen waren zu beklagen.
»Das wird jetzt endgültig geklärt. Das bedeutet Tote«, zitierte »Bild« Anfang 2013 einen Insider. Mitunter reicht eine gezielte Revierverletzung aus (die falschen Rocker rockern im falschen Stadtteil auf), um eine Eskalation in Gang zu setzen.
Künftig werden Ex-Satudarah-Präsident Ali Osman und seine Familie unter neuer Identität leben müssen. Auf dem Weg von der Justizvollzugsanstalt zum Gerichtssaal trug der Kronzeuge eine schusssichere Weste, wurde von Polizisten eines Sondereinsatzkommandos eskortiert. Polizisten mit Maschinenpistolen sicherten das Gericht. Wegen seiner »mutigen« und »enorm wertvollen« Zusammenarbeit mit den Behörden wurde Osman Ende letzter Woche zu einer Haftstrafe von lediglich sechseinhalb Jahren verurteilt.
In Berlin versucht der SPD-Abgeordnete Tom Schreiber, kriminelle Rocker künftig von öffentlichen Aufträgen auszuschließen. Sie wurden mitunter als Ordner eingesetzt auf Veranstaltungen der Bezirke. Noch ungeklärt ist der Mordanschlag auf Tahir Ö., der sich hinter der Schlagzeile »Rocker-Mord in Berlin: Acht Schüsse in fünf Sekunden« verbirgt. Ein Rollkommando von 13 Rockern überfiel am 10. Januar das Wettbüro, in dem der 26-Jährige saß, erschoss ihn binnen weniger Sekunden und floh in Pkw der Spitzenklasse. Der generalstabsmäßige Angriff weist laut Polizei die Handschrift der Hells Angels auf. Die Behörde bestreitet Vorwürfe, sie habe vorab von der geplanten Tat gewusst.
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