Hoffen auf George Clooney
Verein will Lungenheilanstalt Grabowsee retten und ein Bildungsprojekt initiieren - es fehlt nur noch ein Investor
»It's such a great location« rief Hollywoodstar George Clooney, als er die ehemalige Heilstätte Grabowsee vor dem Dreh zu »Monuments Men« besichtigte. Am Samstag feierte sein Weltkriegsepos auf der Berlinale Weltpremiere. Für den Vorsitzenden des Vereins Kids Globe, Bernhard Hanke, ist das ein willkommener Anlass, die Suche nach einem Mäzen zu starten. Denn der Verein will den alten Gebäudekomplex zu einer Akademie für praktisches Lernen für Schulklassen aus aller Welt umbauen.
Was für Clooney die ideale Kulisse für sein Drama über die Suche nach gestohlenen Kunstschätzen am Ende des Zweiten Weltkrieges war, ist für den Verein das Problem. Das etwa 30 Gebäude zählende Ensemble, zuletzt von der sowjetischen Armee als Militärkrankenhaus genutzt, verfällt. Von vielen Dächern sind nur noch Latten, Balken und Sparren übrig, die wie Gerippe in die Luft ragen. In den Gebäuden platzt die Ölfarbe von den Wänden, Heizung und Wasserversorgung sind abgestellt, die Decken teilweise marode und viele Fenster sind kaputt. Auf der Bühne des leeren Speisesaals steht ungenutzt ein Flügel, eine verblichene kyrillische Inschrift verkündet den Sieg des Kommunismus. Das Sanatorium wurde 1896, drei Jahre vor den Beelitzer Heilstätten, vom Deutschen Roten Kreuz gegründet und bis in die 20er Jahre immer wieder erweitert. Seit kurz nach der Wende steht das Ensemble leer. 2011 pachtete der Verein das Areal und begann mit der Sicherung der Dächer. »Wir wollen hier internationale Jugendprojekte durchführen«, erläutert Hanke. Jugendliche aus aller Welt sollen auf dem mitten im Wald am Seeufer gelegenen Gelände lernen und arbeiten. Gärtnerei mit Obst- und Gemüseanbau, Fahrrad- und Schrauberwerkstatt, Video-, Kunst- und viele weitere Projekte schweben Hanke vor. Politische Bildung und Auseinandersetzung mit der Geschichte inklusive.
Das Gelände atmet Geschichte - Lungenheilstätte, Reservelazarett der Wehrmacht und schließlich Militärkrankenhaus der Roten Armee. Die Spuren davon sind überall zu sehen. »Die Gedenkstätte des KZ Sachsenhausen ist nur wenige Kilometer von hier entfernt«, erläutert Hanke. 30 Prozent Theorie und 70 Prozent praktisches und kreatives Arbeiten - das ist das Konzept, mit dem der Verein der ehemaligen Heilstätte wieder Leben einhauchen will. Doch für diesen Plan fehlen dem Verein zehn Millionen Euro für den Kauf des Geländes und weitere sieben Millionen Euro für den Start der Sanierung. »Deshalb begeben wir uns jetzt auf die Suche nach einem Mäzen«, sagt Hanke. Dazu hofft er auf Fördermittel. Es ist nicht das erste Mal.
Für ihn wäre es die Erfüllung eines langjährigen Traums. Der aus dem bayerischen Passau stammende Hanke ist Landschaftsgärtnermeister und hatte zuletzt in diesem Beruf Kindergärten und Schulhöfe gestaltet. »Mit Kindern und Jugendlichen zusammenzuarbeiten und mit ihnen gemeinsam Räume zu entwickeln war eine tolle Erfahrung«, sagt er. Das hat ihn nicht mehr losgelassen.
Die Stadtväter von Oranienburg, zu deren Gemarkung das Gelände am Grabowsee gehört, verfolgen Hankes Pläne mit Wohlwollen. »Wir haben den Verein unterstützt, wo wir konnten«, berichtet der Sprecher des Oranienburger Bürgermeisters Björn Lüttmann. So seien die Bebauungspläne für das Gebiet nach den Wünschen des Vereins ausgerichtet worden. Die Erfolgsaussichten des Projektes bewertet er indes verhalten. »Es sind schon so viele Jahre ins Land gegangen, ohne dass es dort richtig losgeht«, sagt Lüttmann. »Wir wünschen uns, dass das Gelände saniert und genutzt wird. Und wenn es nicht der Verein Kids Globe ist, dann vielleicht irgendwann mal ein anderer Investor.« dpa
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