Japan stellt die eigene Abschottung in Frage
Akuter Arbeitskräftemangel zwingt die Regierung, ihre Einwanderungspolitik zu überdenken
Kaum ein Industrieland hat striktere Einwanderungsregeln als Japan. Weniger als 2 Prozent der Bevölkerung sind Ausländer. Doch nun ist die Regierung in Tokio zum Umdenken gezwungen.
Die 26-jährige Anna Kristina aus Indonesien strahlt in die Kameras der Reporter. Sie ist eine kleine Sensation, denn sie gehört zu den knapp 10 Prozent der ausländischen Bewerber, die im vergangenen Jahr die japanische Krankenschwesterprüfung bestanden haben. Mit dem Zertifikat in der Hand darf sie endlich als Krankenschwester in Japan arbeiten und dazu beitragen, den Arbeitskräftemangel im Gesundheitswesen zu lindern. Doch sie bleibt eine Ausnahme.
»Das Programm ist ein Fehlschlag«, schimpft Hidenori Sakanaka, Leiter des japanischen Instituts für Einwanderungspolitik. Die Prüfung sei viel zu selektiv. Außerdem sei der zaghafte japanische Lockruf für viele südostasiatische Krankenpfleger nicht attraktiv, kritisieren Experten. Angesichts der Unsicherheiten, die in Japan auf sie warteten, wählten viele lieber eine Karriere in klassischen Einwanderungsländern mit klarer Perspektive. »Man bekommt das Gefühl, als wolle die japanisc...
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