Haft nach Überfall auf Syrer
Gericht sieht fremdenfeindliches Motiv
Halle. Knapp zwei Jahre nach einem Überfall auf eine aus Syrien stammende Familie sind zwei Männer zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Das Landgericht Halle sprach den 25- und den 33-Jährigen am Montag der gefährlichen Körperverletzung in sieben Fällen schuldig und verhängte dafür drei beziehungsweise vier Jahre Gefängnis. Ein fremdenfeindliches Motiv sahen die Richter als erwiesen an. Der heute 20 Jahre alte mutmaßliche Haupttäter bekam eine Jugendstrafe von zwei Jahren, die das Gericht auf vier Jahre zur Bewährung aussetzte. Die drei Männer müssen außerdem Schadenersatz an die Opfer zahlen.
»Das, was Sie getan haben, ist menschenverachtend und entspricht Ihrer Gesinnung«, sagte Richterin Ursula Mertens an die Adresse des 25-Jährigen, der bei der Urteilsverkündung gelangweilt wirkte. Die Familie sei angegriffen worden, »weil Sie gemeint haben, sie sind keine Deutschen«, sagte die Richterin in der ausführlichen Urteilsbegründung. Seine wahre Gesinnung zeige er mit seinen Tätowierungen, die er am gesamten Körper trage. Nach Angaben der Opferanwälte sind die Tätowierungen dem rechtsextremen Spektrum zuzuordnen.
Bei dem Überfall war ein Mann so schwer verletzt worden, dass er im Koma lag und nur durch eine Notoperation überlebte. Die Familie leidet nach Angaben ihrer Anwälte bis heute unter schweren seelischen sowie körperlichen Folgen des Überfalls. Das Gericht kritisierte die Ermittlungsarbeit der Behörden unmittelbar nach dem Überfall. So sei es versäumt worden, sofort einen Gerichtsmediziner hinzuzuziehen, um die Verletzungen der Opfer zu begutachten. dpa/nd
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