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Vom Krieg geformter »Landschafter«

Heinz Müller 90

  • Ralph Grüneberger
  • Lesedauer: 2 Min.

Sie galten als »Landschafter«, die jungen Leipziger Künstler und Kriegsheimkehrer Heinz Müller und Gerhard Opitz, die sich mit anderen um den fast 60-jährigen Walter Bodenthal scharten. Bodenthal, ein Autodidakt, der seit den 1930ern als Landschaftsmaler immer mehr Anerkennung fand und dem Nachwuchs ein Vorbild war. Meist waren sie, die die Woche über im Brotberuf arbeiteten, am Wochenende mit ihren Fahrrädern im Leipziger Umland unterwegs, um vor der Natur zu zeichnen oder zu malen. Zeitlebens blieben die meisten aus der Gruppe künstlerisch und privat verbunden.

Heinz Müller hatte den Gesellen Walter Bodenthal während seiner Malerlehre bei der Leipziger Firma Kresse kennengelernt. Nach Arbeitsdienst, Fronteinsatz, Gefangenschaft des Jüngeren sowie Inhaftierung im Harzer Konzentrationslager Osterode des Älteren fanden sie im Nachkriegs-Leipzig wieder zusammen. Heinz Müller, von einer starken Tuberkulose geschwächt, war lange bettlägerig und arbeitsunfähig. Als junger Künstler wurde er 1946 Mitglied der Gewerkschaft 17, aus der später der Verband bildender Künstler hervorging, und arbeitete zunächst als Werbegrafiker, ehe er mit 28 Jahren eine freischaffende Existenz als bildender Künstler aufnahm.

In gut 60 Schaffensjahren, bis zu seinem Tod 2007, hat Heinz Müller Hunderte von Gemälden und Monotypien geschaffen sowie eine weitaus größere Zahl an Zeichnungen. Nur ein Bruchteil davon war zu seinen Lebzeiten in Einzel- und Gruppenausstellung zu sehen. Desgleichen hat Heinz Müller im Laufe der Jahrzehnte etliche Skizzenbücher gefüllt. Mehr als 40 Jahre wohnte er in Leipzig-Stötteritz, umgeben von Werken, die sich heute immer weniger verorten lassen. Berühmt für sein Leipziger Grau hat Heinz Müller das Vorstädtische vieler sogenannter »citynaher« Liegenschaften festgehalten, die vor Jahrzehnten nach Leipzig eingemeindet worden waren und nicht selten die Patina des Verfalls trugen. Auch Interieurs und Stillleben-Motiven wandte er sich gerne zu.

Einige seiner Bilder sind im Depot des städtischen Museum für bildende Kunst gelagert, wo sie niemand zu sehen bekommt. Auch die Leihgabe einer größeren Heinz-Müller-Exposition aus dem Besitz des einstigen Porsche-Chefs Wendelin Wiedeking an das Stadtgeschichtliche Museum war in Leipzig zuletzt vor sechs Jahren zu sehen. Es wird Zeit, dass sich die Kunststadt eben jener Generation von Malern widmet, die, vom Krieg geformt, den Verlust kannten und wohl deshalb das Sinnliche der Leipziger Tieflandsbucht zu bewahren wussten.

Aus Anlass des 90. Geburtstags von Heinz Müller zeigt der Kunstverein in Panitzsch (bei Borsdorf) seit Sonntag Gemälde aus dem Nachlass und Leihgaben von Sammlern (geöffnet bis 23. März samstags und sonntags von 14-16 Uhr). Ralph Grüneberger ist Verfasser der Monographie »Heinz Müller - Immer wieder neu sehen« (2008).

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