Kleine Fußballwelt für einen Tag zu Gast in Berlin

14 zweisprachige Europaschulen ermitteln zum neunten Mal ihre Meister

  • Stephan Klingbeil
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.
Fußballfangesänge sind nicht ungewöhnlich in diesen schwül-warmen WM-Tagen. Doch in dem sonst ruhigen Ambiente der von Laubwald umgebenen Einfamilienhäuschen und Kleingartenanlagen in Berlin-Eichkamp sind Beschallungen wie diese eher selten. Am Donnerstag schien sich da etwas geändert zu haben. Auf einem der Kunstrasenplätze der Charlottenburger Sportstätte »Am Kühlen Weg« unweit vom Mommsenstadion düst ein kleiner Junge propellerflugzeuggleich mit einem nicht enden wollenden »Finale - oho!« auf den Lippen über den Platz, um kurz darauf in ein noch lauteres »Türkye, Türkye!« zu intonieren.

Mädchen im Vormarsch
Der kleine türkische Jungtenor heißt Ozan und hat gerade mit seinem Team von der Quentin-Blake-Grundschule das Finale der Erst- und Zweitklässler bei der 9. Fußball-EM der Staatlichen Europaschulen Berlins erreicht. Die englisch-deutsche Europaschule ist eine von 14 zweisprachig unterrichtenden, staatlich geförderten Grundschulen, die mit insgesamt 36 Teams die vakanten EM-Titel in drei Altersklassen ausspielten.
Unter dem von der FIFA (noch) nicht sanktionierten Motto der Titelkämpfe »Die Welt zu Gast in Berlin« sicherten sich die Zehlendorfer Bambini von der Quentin-Blake-Schule mit einem 2:0-Sieg den Pokal gegen den Titelverteidiger der Atheneschule (Griechisch) aus Steglitz. Im Endspiel der Dritt- und Viertklässler unterlagen die starken »Engländer« den spanisch-deutschen Lokalmatadoren von der Joan-Miró-Grundschule mit 0:1.
Abgeräumt haben aber vor allem die Wilmersdorfer Nachwuchskicker von der Judith-Kerr-Oberschule (Französisch), die ihre Teams in allen Altersklassen unter den besten vier platzierten und nach einem 3:0-Sieg gegen die »Grundschule Neues Tor« (Portugiesisch) aus Mitte auch Europameister der Fünft- und Sechstklässler wurden.
Einer von drei Fair-Play-Pokalen ging an die Jungs und Mädchen der Märkischen Grundschule (Französisch). Deren Coach Horst Grasse betreut die Reinickendorfer schon seit sieben Jahren und erklärt, warum in diesem Jahr mehr kickende Schülerinnen teilnahmen als sonst: »Aus 32 Kandidaten musste ich 16 für dieses Turnier auswählen. Da gibt es Mädchen, die schon besser spielen als einige Jungs.« Obwohl sich auch die kleinen Fußballerinnen selten zierten, in die Zweikämpfe zu gehen und sich die Sanitäter aufgrund von kleineren Verletzungen kaum langweilten, gab es selten Aufregung auf den sechs Spielfeldern.

Fairness und Schummel
»Ein faires Turnier. Den ersten Freistoss musste ich im vierten Spiel pfeifen«, freute sich Schiedsrichter Klaus Gedan, Lehrer an der polnisch-deutschen Goerdeler-Schule in Charlottenburg. Etwas finsterer guckte sein Kollege Klaus Scharf drein: »Einige Spieler aus anderen Teams wirken mir etwas zu groß.« Womit der Sportlehrer auf etwaige »Schummeleien« in Bezug auf das tatsächliche Alter vereinzelter Spieler einging.
Seiner Anfrage nach einer Überprüfung durch die Veranstalter vom »Multi-Kulti e.V.« entgegnete Mitorganisatorin Anne Fischer: »Wir können das nicht kontrollieren und hoffen auf den guten Willen der Verantwortlichen.« 2007 soll es dann wohl eine Festschreibung geben.
Dass auch die 9. Schul-EM ein Fest und Symbol von funktionierender Integration über den Sport und gegenseitiger Toleranz wurde, ist auch dem Engagement der Erzieher der Europaschulen zu verdanken, von denen einige nach dem Wegfall des Schulsonderstatus im Rahmen des neuen Sc...

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